Bitte um Polizeischutz Liberale Jüdische Gemeinde fühlt sich bedroht

Die Kopfbedeckung Kippa und die Thora, die heilige Schrift, sind wichtige Elemente des jüdischen Glaubens

Anders als die Jüdische Einheitsgemeinde Hamburg mit ihrer zentralen Synagoge in Eimsbüttel sind die Veranstaltungen der Liberalen Gemeinde auf drei ungesicherte Gebäude verteilt, erklärte die Gemeinde. Die Sicherheit könnte, bei einem ähnlichen Vorfall wie in Halle, nicht gewährleistet werden. „Unsere Gemeinde ist in einem sehr bedrängten und bedrohten Zustand“, so Gemeindevorstand, Galina Jarkova.

Nach eigenen Angaben zählt die Liberale Gemeinde mehr als 300 Mitglieder, von denen der Großteil aus der ehemaligen Sowjetunion stammt. Notwendig sei ein eigenes Haus mit Video-Überwachung, ausgebildetem Sicherheitsdienst, starken Türen und Pförtnerschranken. Bereits vor dem Terroranschlag in Halle seien viele Mitglieder zu den Gottesdiensten am Jom Kippur und anderen hohen Feiertagen aus Angst nicht gekommen, beklagte Jarkova. „Wir haben keine Mittel, - weder personell noch räumlich, noch finanziell - uns zu schützen.“

 

"Wir wollen kein Schattendasein"

Die Liberale Gemeinde appelliert an die Stadt, an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten. Notwendig sei ein gesichertes Gebäude, um die mögliche Gefahr für die Gemeinde zu minimieren. Jarkova: „Wir wollen unsere Veranstaltungen nicht verschleiern und ein Schattendasein führen.“ Das Bundeskriminalamt stuft derzeit 43 Personen in Deutschland als sogenannte Rechtsextreme Gefährder ein. Das sind 10 mehr, als zu Jahresanfang. Ihnen wird ein terroristischer Anschlag grundsätzlich zugetraut.

 

Das liberale Judentum entstand in Hamburg

Die Liberale Jüdische Gemeinde wurde vor rund 200 Jahren, am 11. Dezember 1817, als Tempelverein in Hamburg gegründet. Sie gilt als Wurzel des Liberalen Judentums, zu dem sich heute etwa 1,7 der weltweit 14 Millionen Juden zugehörig fühlen. Wesentliche Merkmale des Liberalen Judentums sind die Gleichberechtigung der Frauen, Predigten in deutscher Sprache und der Einsatz von Musikinstrumenten im Gottesdienst. Statt auf die strenge Befolgung der Gebote wird nach eigenen Angaben mehr Wert auf ethisches Handeln und den Dialog mit der nichtjüdischen Gesellschaft gelegt.