Hamburgs Wahrzeichen Macht die Elphi dem Michel Konkurrenz?

Friedliche Koexistenz – oder muss der Michel um seinen Rand als Wahrzeichen bangen?

Mit der Eröffnung der Elbphilharmonie an diesem Mittwoch hat Hamburg ein neues Wahrzeichen. Seit Monaten wird das spektakuläre Konzerthaus weltweit entsprechend beworben – die internationale Presse zeigt sich beeindruckt.

Doch was ist mit dem Hamburger Michel, der bislang als "das" Wahrzeichen der Elbmetropole galt und gilt? Lesen Sie, was Experten dazu meinen und was das Prachtpaar von der Elbe historisch verbindet 

"Ich freue mich auf die Elbphilharmonie", sagt St. Michaelis-Hauptpastor Alexander Röder. Um den Michel habe er "keine Angst" - der werde für die Hamburger "immer das Wahrzeichen der Stadt bleiben". Sein Amtsvorgänger Helge Adolphsen sieht das auch so: "Der Michel ist Hamburg - in den Herzen der Menschen, die hier leben", sagt er.

"Es darf durchaus mehrere Wahrzeichen geben", sagte Senatssprecher Jörg Schmoll dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bezeichnung sei jedenfalls nicht geschützt. In der öffentlichen Wahrnehmung würden mehrere Bauwerke um den Titel "Hamburger Wahrzeichen" konkurrieren. Wenn jetzt die Elbphilharmonie "auch von offizieller Seite" als das neue Wahrzeichen der Stadt bezeichnet werde, schließe dies andere nicht aus.

"Ein Wahrzeichen muss sich als solches bewähren", sagte Ulfert Kaphengst, Stabsstellenleiter in der Bürgerschaftskanzlei. Immer noch verschenkt die Bürgerschaft Briefbeschwerer, die aus Teilen alter Michel-Fenster gefertigt wurden. Ihnen liegt ein Kärtchen bei, das auf den Michel als Wahrzeichen Hamburgs hinweist. "Dabei wird es bleiben", sagte Kaphengst. Er habe allerdings auch "keinerlei Zweifel", dass die Elbphilharmonie vor allem im Ausland als neues Wahrzeichen der Stadt akzeptiert und anerkannt werde.

Eine kleine Paargeschichte

  • Wie sehr beide Gebäude einander verbunden sind, zeigt auch ein Blick in die jüngere und ältere Stadtgeschichte. "Michel & Elbphilharmonie - zwei Hamburger Wahrzeichen, die zusammengehören", hieß es vor zehn Jahren auf einer stadtweiten Plakat-Aktion der Hamburger Sparkasse, die zugleich zu Spenden für beide Bauwerke aufrief.

    2006 war für die Elbphilharmonie noch von einem Fertigstellungstermin 2009 die Rede. Ebenfalls 2009 sollte die über 25-jährige Sanierung von St. Michaelis zu Ende gehen.

    Der Michel samt Turm feierte wirklich zum Reformationsfest 2009 eine glänzende Wiedereröffnung - die Baustellen-Zeit war zu Ende. Doch bis auch die letzten fehlenden Glocken im Turm hingen, dauerte es noch bis zum Sommer 2016. Bei der Elphi dagegen ließ sich der Termin 2009 bekanntlich nicht halten. Die Bau-Verzögerungen und immensen Kostensteigerungen avancierten zum Stadtschnack.

  • Doch auch in punkto Baugeschichte bietet der Michel interessante Vergleiche: Als die Kirche durch einen Blitztreffer im März 1750 völlig zerstört wurde, beschloss der Senat noch im selben Jahr einen kompletten Neubau.

    Anfangs kamen die Arbeiten zügig voran, doch schon 1753 ruhte die Baustelle für ganze drei Jahre. Anlass waren neben finanziellen Gründen heftige Auseinandersetzungen über die Konstruktion des Kirchen-Daches

    Erst 1756 wurde weitergebaut und im Dezember 1757 Richtfest für das Kirchenschiff gefeiert. Ganze fünf Jahre später, am 19. Oktober 1762, wurde die Hauptkirche St. Michaelis feierlich eingeweiht. Die Errichtung des Michel-Turmes dauerte weitere 24 Jahre und wurde erst 1786 beendet.

    Das waren insgesamt 33 Jahre Bauzeit.

    Die Elbphilharmonie wurde - trotz des gefühlten Gegenteils - weitaus schneller fertig: Sie kam nach mehrjähriger Planungsphase von der Grundsteinlegung 2007 bis zur Fertigstellung und Teileröffnung im November 2016 auf eine Bauzeit von nur neun Jahren.