Stabi zeigt Ausstellung Strenge Auflagen für Bibeldruck in Hamburg


Unter der Überschrift „De gantze hillige Schrifft“ zeigt die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg ab dem 10. Januar Bibeln aus den letzten 500 Jahren. Die Ausstellung erzählt mithilfe ihrer Exponate, dass der Bibeldruck in Hamburg nur in einem engen Rahmen erfolgen konnte. Denn die Stadt hatte sich bis ins 19. Jahrhundert hinein allein der „Lutherschen Lehre“ verschrieben und ließ andere Bekenntnisse nicht gelten.

Das bedeutete strenge Auflagen für den Bibeldruck in Hamburg. So konnte zum Beispiel die zwischen 1710 und 1712 herausgegebene „Biblia Pentaplaim“ in Hamburg nicht erscheinen. Sie bot nämlich vier Textvarianten neben der Lutherübersetzung und musste deshalb in Wandsbek und Schiffbek gedruckt werden, damals noch vor den Toren der Stadt.

Die Reformation setze sich in Hamburg schnell durch und mit ihr das klare Bekenntnis zu Luther. Nur wenige Monate nach der Erstveröffentlichung seiner Übersetzung des griechischen Neuen Testaments in Wittenberg erschien auch in Hamburg eine Ausgabe desselben.

 

Anonyme Veröffentlichung

So gab es bereits 1523 eine Übersetzung de Bibel in Hamburg, in niederdeutscher Sprache, denn die hiesige Bevölkerung sprach Platt. Die Veröffentlichung erfolgte anonym, nicht einmal der Name der Druckerei, aus der innerhalb kurzer Zeit sechzehn reformatorische Schriften hervorgingen, wurde bekannt. Als „Presse der Ketzer“ wurde sie alsbald betitelt, widmete sie sich doch vollkommen der Verbreitung der neuen Lehre innerhalb Hamburgs.

Der Fokus auf die niederdeutsche Sprache wurde durch das 16. Jahrhundert hinweg beibehalten und gipfelte 1596 in der ersten vollständigen niederdeutschen Ausgabe „Biblia Dat ys: De gantze hillige Schrifft Sassisch“.

Bibelausgaben aus mehreren Archiven

Exakt 500 Jahre sind seit der Veröffentlichung des Nyge Testaments der sogenannten „Presse der Ketzer“ vergangen. Anlässlich dieses Jubiläums widmet die Stabi der Geschichte der Hamburger Bibeldrucke. Kuratorin ist Anne Liewert, Referentin für Seltene und Alte Drucke in der Stabi. Zu sehen sind zahlreiche Ausgaben aus den Sondersammlungen der Bibliothek sowie Leihgaben des Deutschen Bibel-Archivs, des Bibliotheks- und Medienzentrums der Nordkirche und des Erzbistums Hamburg.

Eine Vortragsreihe wird die Ausstellung ergänzen. Die Eröffnung ist am 10. Januar um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.


„De gantze hillige Schrifft. 500 Jahre Bibeldruck in Hamburg“
11. Januar bis 26. März
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 9-24 Uhr, Sa.-So. 10-24 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Von-Melle-Park 3, 20146 Hamburg, Ausstellungsraum im Erdgeschoss.

Führungen und Vorträge:

26.1.2023, 17 Uhr: Prof. Dr. Ingrid Schröder (Institut für Germanistik der Universität Hamburg): De gantze hillige Schrifft Sassisch – Niederdeutsche Bibelübersetzungen und norddeutsche Sprachgeschichte

06.2.2023, 17 Uhr: Dr. Joachim Stüben (Bibliotheks- und Medienzentrum der Nordkirche): Bibelspuren im mittelalterlichen Nordelbingen: Vom Evangeliar des Hamburger Domes bis zur Bibliothek des Bordesholmer Stiftes

15.2.2023, 17 Uhr: Dr. Anne Liewert (Kuratorin, SUB): Führung für die Gesellschaft der Freunde der SUB und weitere Interessierte

1.3.2023, 17 Uhr: Prof. Dr. Markus Friedrich (Fachbereich Geschichte der Universität Hamburg), Dr. Burkhard Conrad (Abteilung Schule und Hochschule des Erzbistums Hamburg), Dr. Anne Liewert (SUB): Büchersammlungen der Societas Jesu in Hamburg

14.3.2023, 17 Uhr: Dr. Anne Liewert (Kuratorin, SUB): Öffentliche Führung