Türen öffnen – Menschen auf der Flucht willkommen heißen


Hamburg - Flüchtlinge aufnehmen und willkommen heißen - kaum ein anderes Thema wird derzeit im öffentlichen Leben so lebendig diskutiert wie dieses. Viele Kirchengemeinden engagieren sich aktiv in Initiativen und Vereinen, viele Freiwillige wollen helfen. Kirche und Diakonie in Hamburg reagieren darauf. Seit einem halben Jahr gibt es ein Gesicht für die Koordination und Unterstützung der kirchlichen Initiativen: Hannah Hosseini.

Frau Hosseini, seit einem halben Jahr arbeiten Sie für die evangelische Kirche in Hamburg und Umgebung. Was genau ist Ihre Aufgabe in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit?

Ich koordiniere und unterstütze hamburgweit Gruppen, die es rund um die neuen Flüchtlingsunterkünfte gibt. So vermittle ich auch Interessierte, die sich gerne im Flüchtlingsbereich ehrenamtlich engagieren möchten. Darüber hinaus bin ich im Bereich Kirchenasyl und Gästewohnungen aktiv, indem ich die Gäste betreue, die Ehrenamtlichen unterstütze und die betroffenen Kirchengemeinden berate.

Sie haben ja einige Erfahrungen auf diesem Arbeitsfeld gesammelt, wie war Ihr Weg hierher?

Durch eine Reihe von Praktika während meines Bachelorstudiums habe ich einen tiefen Einblick in die Lebenswelt von Flüchtlingen erhalten. So habe ich unter anderem in Marokko Flüchtlinge begleitet, die sich noch "auf der Flucht" nach Europa befinden. Am Frankfurter Flughafen habe ich Flüchtlinge beraten, die dort das Flughafenasylverfahren durchlaufen und inhaftiert sind. In Bayreuth habe ich in einem Asylbewerberheim mitgearbeitet. Während meines Masterstudiums "Childhood Studies and Children's Rights" war ich in der politischen Abteilung von Amnesty International tätig, um Meldungen von mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen zu überprüfen.

Woher kommt die Motivation für Ihr Engagement?

Meine Motivation für die Arbeit mit Menschen aus anderen Ländern kam durch einen einjährigen Auslandsaufenthalt in dem zentralafrikanischen Land Kamerun. Dort arbeitete ich nach meinem Abitur in einem Zentrum für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche in Bafoussam, einer Stadt im frankophonen Hochland Kameruns. Die Erfahrungen, die ich dort sammelte, prägten mich sehr, so dass ich mich nach meiner Rückkehr nach Deutschland entschloss, hier lebende AusländerInnen zu unterstützen.

Haben Kirche und Diakonie eine besondere Aufgabe in diesem Bereich?

Ich sehe die Unterstützung von Flüchtlingen als eine Grundaufgabe der Kirchen und der Diakonie. Besonders geprägt hat mich ein Gedanke, den ich letztes Jahr auf einer Konferenz gehört habe: "Jemand klopft an deine Tür und bittet dich um ein Stück Brot, so fragst du ihn nicht nach seinem Pass. Die Flüchtlinge, die hier ankommen, klopfen nicht nur an die Tür der Behörden, sondern sie klopfen auch an die Tür unserer Kirchen". So ist es unsere Aufgabe, zu handeln und den Menschen zu begegnen und den einzelnen Menschen zu sehen. Denn nichts zu tun, ist auch ein Tun ­- denn der, der nichts tut, hält die Tür geschlossen.

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Zur Person:

Hannah Hosseini (26) kommt ursprünglich aus einem kleinen Dorf bei Uelzen in der Lüneburger Heide. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Kamerun studierte sie in Bayreuth und Berlin "Kultur und Gesellschaft Afrikas" sowie "Childhood Studies and Children's Rights" und schrieb ihre Masterarbeit zum Thema "Kinderrechte in deutschen Gemeinschaftsunterkünften - die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Bezug auf die Unterbringungssituation von Flüchtlingskindern in Deutschland". Seit September 2014 ist sie beim Kirchenkreis Hamburg-Ost angestellt und mit der Aufgabe der Koordination der Flüchtlingsarbeit in gesamt Hamburg und Umgebung betraut.