Kinderarmut Was machen von Armut betroffene Kinder in den Sommerferien?


Jedes fünfte Kind in Deutschland ist arm. Das ist auch in Hamburg so. „Selbst die Versorgung mit Gütern des täglichen Lebens wie Kleidung oder Essen ist in Deutschland nicht für jedes Kind abgesichert“, weiß Dr. Jana Molle, Referatsleiterin Arbeitslosigkeit und Existenzsicherung der Diakonie-Hamburg.

Als arm gelten Familien, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung oder einen Anspruch auf Grundsicherungsleistungen haben. Viele betroffene Kinder fühlen sich von der Gesellschaft ausgeschlossen, weil sie weniger am sozialen und kulturellen Leben teilhaben können. „Kinder erleben alltägliche Armut in Gestalt von Entbehrungen. Sie können zum Beispiel nicht den eigenen Geburtstag so feiern wie es sonst üblich ist“, sagt Dr. Molle. Das Geld reicht oft nicht für ein Konzert, den Besuch im Freibad oder um mal mit Freunden ein Eis essen zu gehen – und das schränkt ihre Erlebens- und Erfahrungshorizonte ein. Auch durch das neue Starke-Familien-Gesetz wird sich an diesen Einschränkungen grundsätzlich wenig ändern.

Ungleiches Hamburg

Wie groß die sozialen Unterschiede innerhalb Hamburgs sind, wird durch aktuelle Zahlen des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe deutlich: Rund 53.000 Kinder beziehen Leistungen nach SGB II. Während in Billbrook 70,1 Prozent, in Steilshoop 46,4 Prozent und in Veddel 42,9 Prozent der Familien davon betroffen sind, liegt der Anteil in Nienstedten bei nur 0,5 Prozent.

Armut ist für Dr. Molle eine Variante struktureller Gewalt. „Die Lebensumstände führen dazu, dass Betroffene ihre Potenziale nicht entfalten können.“ Besonders armutsgefährdet sind dabei Kinder aus Ein-Eltern-Familien oder Paar-Familien mit drei und mehr Kindern sowie nicht in Deutschland geborene Kinder mit Migrationshintergrund. Entscheidend für die Auswirkungen auf Entwicklung und Teilhabe ist dabei nicht der Zeitpunkt, sondern die Dauer der Armutserfahrung.

Lichtblicke für Kinder

Kinder sind vielfältigen Belastungen im Alltag ausgesetzt. Umso wichtiger sind deshalb Angebote und Initiativen, die es einkommensbenachteiligten Kindern ermöglichen, schöne Erlebnisse, Gemeinschaft und Wertschätzung zu erleben. Rund 120 Kirchengemeinden bieten während der Sommerferien Kinderfreizeiten an. So fahren zwei Kirchengemeinden aus Wilhelmsburg nach Haderslev in Dänemark. Auf dem Programm stehen Fahrradtouren, Schwimmen im Meer und Andachten am Strand. Auch die Evangelische Jugend Hamburg bietet jedes Jahr Freizeiten für Kinder und Teens auf Sylt und Usedom an. Wer sich die Kosten von rund 400 Euro für zwei Wochen nicht leisten kann, ist mit einem Eigenanteil von 75 Euro dabei.

Etwas gegen die Chancenungleichheit in Hamburg tun. Darum geht es auch bei MitEuch!, einer Initiative der Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit. Hier erhalten Kinder in Not konkrete und unbürokratische Hilfe in Form von schönen Momenten: ein Ausflug in den Tierpark, ein buntes Sommerfest oder auch selbst gebastelte Schultüten für den ersten Schultag. Projektleiterin Lea Krause-Solberg ist überzeugt: „Die Ausflüge und Aktionen sind wichtig für die Kinder und Jugendlichen. Sie können für einen Moment ihre Sorgen und Ängste vergessen und einfach Kinder sein.“