Berufsprofil Erzieher

Jaro von Sachs (35) über seine Arbeit als Erzieher im Kita-Werk Altona-Blankenese

Wie sind Sie Erzieher geworden und zum Kita-Werk als Arbeitgeber gekommen?

Ich habe vor vier Jahren ein Praktikum in einer Kita gemacht, und nach zwei Wochen war mir klar, ich möchte Erzieher werden: Das ist es jetzt! Nach einem Jahr Ausbildung bin ich zu einer großen evangelischen Kita gewechselt (Kindergarten St. Nikolai) und habe dort den Rest meiner dreijährigen Ausbildung gemacht. Seit Sommer 2017 arbeite ich beim Kita-Werk Altona-Blankenese, in der Kita Windmühlenweg in Groß Flottbek.

Davor habe ich Mode- und Designmanagement studiert und dann in der Modebranche gearbeitet. Das war eine tolle Zeit, aber es hat mir nicht gereicht. Ich habe auch noch angefangen, das Hotelfach zu lernen, was ich leider wegen einer Verletzung aufgeben musste. Dies war für mich Fluch und Segen zugleich, denn erst dann kam ich auf die Idee, etwas mit Kindern zu machen. Schon als Teenager habe ich auf die Nachbarskinder aufgepasst, das hat mir immer gut gefallen.

Die berufsbegleitende Erzieherausbildung habe ich an der Staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik in Altona gemacht. Die Abwechslung zwischen der Theorie an zwei Tagen in der Woche und dem praktischen Teil an den anderen drei Tagen war für mich der perfekte Mix. Nach dem erfolgreichen Abschluss war mir allerdings klar, dass ich mir eine kleinere Kita suchen möchte. An der Fachschule hat das Kita-Werk für sich als Arbeitgeber geworben. Gleich meine erste Bewerbung war erfolgreich. Ich habe in der Kita hospitiert und hatte eine Woche später ein Gespräch mit der Personalreferentin des Kita-Werks in Blankenese. Das lief unkompliziert und sehr freundlich. Ich bekam ein positives Feedback und die direkte Anstellung in meiner derzeitigen Einrichtung.

Was sind Ihre Aufgaben in der Kita?

Zusammen mit einer Kollegin leite ich eine Elementargruppe, eine Gruppe von 22 drei- bis sechsjährigen Kindern. Wir beginnen mit dem Morgenkreis, planen Angebote und Projekte, begleiten Ausflüge ... Bei allem, auch bei der Planung, binden wir die Kinder intensiv ein. Wir arbeiten zunehmend partizipativ. Aktuell betreue ich auch die Gruppe der Vorschulkinder. Zwei Tage die Woche vormittags arbeite ich mit ihnen nach dem „Würzburger Trainingsprogramm“ zur Vorbereitung auf die Schriftsprache mit ganzen vielen Sprachspielen: „Hören, Lauschen, Lernen“ ist das Motto. Um die Bildungsempfehlungen, was Kindern in ihrem letzten Kita-Jahr beigebracht werden soll, umzusetzen, muss man sich als Vorschulerzieher allerdings gut vorbereiten. Das war auch für mich neu und interessant!

Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit besonders?

Das ehrliche Feedback der Kinder! Was einem Kinder generell geben, das ist unbezahlbar, das kann man sich nirgends holen! Früher habe ich immer verkauft. Eigentlich finde ich soll es beim Verkaufen auch um Beraten gehen. Aber wir waren immer unter Druck, es ging nur um Zahlen.

Wichtig ist auch das Gespräch mit den Eltern – wenn sie zum Beispiel merken und uns erzählen, dass ihr Kind hier etwas lernt, was es zuhause nicht lernt. Der tägliche Austausch ist superwichtig. Wir müssen wissen, wie es zuhause läuft. Das klappt hier sehr gut. Man bekommt ein Gespür dafür, wie es den Familien geht, Kindern und Eltern.

Ich denke, dass meine jetzige Arbeit wahrlich meine eigentliche Berufung zu Tage gefördert hat. Ich bin sehr froh, in meinem Job authentisch sein zu dürfen und mich nicht verstellen zu müssen. Die Kinder nehmen einen so an, wie man ist. Ich bin dankbar, als Erzieher von den Kindern lernen zu können, wie glücklich man sein kann, wenn man die einfachen Dinge im Leben schätzt! Zum Beispiel lassen wir die Kinder draußen oft ohne Spielzeug spielen. Dann ermuntern wir sie etwas, und schon fangen sie an und entwickeln ganz viel von selbst. Wie sie spielen! Das begeistert mich!

Warum arbeiten Sie für die evangelische Kirche?

Ich bin in Indien geboren, aber von klein auf in Deutschland aufgewachsen; ich bin getauft und konfirmiert. Meine Schwester und ich sind mit christlichen Werten aufgewachsen, und wir hatten immer viel mit der Kirchengemeinde zu tun. Ich bin während meiner „musikalischen Karriere“ auch oft in der Kirche aufgetreten. Dass ich jetzt in einer evangelischen Kita arbeite, passt.

In religionspädagogischer Hinsicht begleitet Pastorin Lohse die Kita: Einmal die Woche kommt sie in jede Gruppe; wir gehen zu Weihnachten und zu Ostern in die Kirche; unser Sommerfest startet in der Kirche, und die Kinder, die zur Schule kommen, werden mit einem Segen verabschiedet. Das tut ihnen gut.

Was die Bezahlung angeht, ist die Kirche ein besserer Arbeitgeber als private Träger. Trotzdem finde ich generell das Gehalt der erzieherischen Tätigkeit nicht angemessen. Wie viel hört man vom hohen Stellenwert der frühkindlichen Erziehung! Aber passieren tut wenig. Dabei ist es eine so wichtige Arbeit! Die Kinder brauchen Identifikationsfiguren, die ihnen den Weg weisen. Diese sollten meiner Ansicht nach dem christlichen Glauben zugewandt sein. Und das sollte sich auch in ihrer Haltung wiederspiegeln.