24. April: Gedenken in St. Petri 100 Jahre Völkermord an den Armeniern

Foto eines deutschen Reisenden - Deportation armenischer Zivilisten 1915

Vor genau 100 Jahren begann der systematische Völkermord an den christlichen Volksgruppen im damaligen Osmanischen Reich. Den Auftakt bildete am 24. April 1915 die Ermordung führender armenischer Politiker in Konstantinopel. In der Folge fielen etwa 1,5 Millionen Menschen dem Morden zum Opfer.

Eine Gruppe junger Armenier und Aramäer gestaltet in der Hauptkirche St. Petri gemeinsam mit verschiedenen türkischen, kurdischen oder jezidischen Einzelpersonen und Gruppen ein gemeinsames Gedenken an den Völkermord. Das ist mutig und unter Armeniern wie auch vielen türkischstämmigen Menschen nicht unumstritten. Dennoch wird das Gedenken seit 2007 getragen von der Überzeugung, dass es ohne den Tatsachen ins Auge zu schauen keinen Weg zu einem friedlichen und respektvollen Zusammenleben für alle Betroffenen geben wird. Unterstützt wird das Gedenken durch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg (ACK).
 

Gedenkveranstaltung

"100 Jahre Leugnung – 100 Jahre Genozid an den christlichen Völkern im Osmanischen Reich"
mit Beiträgen von Marcus Weinberg, MdB; PD Dr. Dipl.-Psych. Sefik Tugay, Gesellschaft Ezidischer Akademiker/-innen
Musik: Leman Stehen, Silva Schmedding-Farmasian und Masis Arakelian

Zeit: Freitag, 24. April 2015, 19:15 Uhr
Ort: Hauptkirche St. Jacobi

Begleitende Fotoausstellung:

"Die Türkei und ihre Dämonen"
Fotos: Andy Spyra, Texte: Christian Meier

Zeit: 25. April bis 3. Mai 2015, 10-17 Uhr
Ort: Hauptkirche St. Petri

 

Zum Hintergrund:

Es war mitten im 1. Weltkrieg, als die osmanische Regierung begann, die christlichen Volksgruppen auszurotten. Sie ließ Armenier, Aramäer, Pontosgriechen, Assyrer und Chaldäer aus allen Teilen des Landes in die Wüstengebiete im heutigen Syrien deportieren.

Der deutsche Sanitätsöffizier Armin T. Wegner, der während des ersten Weltkrieges Zeuge der Verbrechen wurde, schrieb über die Deportationszüge: "Gebirge von Toten waren es, die diese Wege der Schmach und der Verzweiflung bedeckten". Die wenigen Überlebenden der Todesmärsche erwartete in den Todeslagern in der Wüste der Tod durch Hunger und Krankheiten. 

Die deutsche Regierung hätte das Morden wahrscheinlich verhindern können – war das Deutsche Reich doch der große Verbündete der Osmanen im Krieg. Doch ein Einspruch blieb aus. "Unser einziges Ziel ist", so Reichskanzler Bethmann Hollweg in einer Notiz, "die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zu Grunde gehen oder nicht".

2005 bekannte sich der Deutsche Bundestag zu der "unrühmliche(n) Rolle des Deutschen Reiches, das angesichts der vielfältigen Informationen über die organisierte Vertreibung und Vernichtung von Armeniern nicht einmal versucht hat, die Gräuel zu stoppen".

Allein in Hamburg leben derzeit etwa 8.000 Nachkommen von Überlebenden des Völkermords. Bis heute lehnt die Türkei die Einschätzung eines systematischen Völkermords ab. Zuletzt wurden die Ereignisse Grundlage des Films "Cut" des deutschen Regisseurs Fatih Aikin.