350 Jahre Altona: Religionsfreiheit vor Hamburgs Toren

Ein eiserner Lampen-Pfahl auf der Reeperbahn markiert die alte Grenze zwischen Altona und Hamburg

Hamburg - Die "Große Freiheit" an der Hamburger Reeperbahn hat ihren Namen nicht von den zahlreichen Strip-Lokalen – sondern von der die Glaubensfreiheit, die im Gegensatz zu Hamburg galt. Wie es dazu gekommen war? Ein Streifzug durch die Kirchengeschichte

Ab der kommenden Woche wird gefeiert. Denn vor 350 Jahren, am 23. August 1664, verlieh der dänische König Friedrich III. Altona die Stadtrechte. Damit verbunden waren Marktrecht, Zollfreiheit, Gerichtshoheit – und Glaubensfreiheit. Bis heute hat sie Spuren hinterlassen.

1528 war Hamburg evangelisch-lutherisch geworden, 1554 folgte Altona. Doch hier ging es liberaler zu als im benachbarten Hamburg. Bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts fanden in Altona Katholiken, Mennoniten und reformierte Calvinisten eine Heimat.

Untergebracht wurden sie im Gebiet „Freiheit“, nördlich des Ortskerns: Die Mennoniten hatten ihre erste Kirche an der "Großen Freiheit", die Reformierten an der benachbarten "Kleinen Freiheit". Beide Konfessionen haben auch heute noch Gemeinden in Altona.

Hamburgs älteste katholische Kirche steht mitten im Rotlichtviertel

1640 fiel Altona an das Herzogtum Holstein und damit an den dänischen König Friedrich III. Der erlaubte nicht nur katholische Gottesdienste, sondern überließ den Katholiken auch einen Bauplatz. Auf der heutigen "Großen Freiheit" steht heute Hamburgs älteste katholische Kirche „St. Joseph“ - mitten im Rotlichtviertel.

Und der Dänen-König ließ Altona als internationalen Handelsplatz ausbauen. Am 23. August 1664 verlieh er die Stadtrechte. Der wirtschaftliche Aufschwung begann: Die Elbstadt wurde nach Kopenhagen zweitgrößte Stadt Dänemarks.

Mit der barocken Hauptkirche St. Trinitatis bekam Altona 1743 einen repräsentativen Kirchenbau. Die „Fischmarktkirche“ an der Königstraße hat als Gründungsort des "Altonaer Bekenntnisses" auch eine große politische Bedeutung für die evangelische Kirche.

Ort des Widerstands gegen die NS-Diktatur

Nach dem "Altonaer Blutsonntag" am 17. Juli 1932 mit 18 Toten verlasen 21 Pastoren im Januar 1933 hier das "Altonaer Bekenntnis". Es gilt als das erste wichtige Dokument des kirchlichen Widerstandes gegen die NS-Diktatur und als Vorläufer der "Barmer Theologischen Erklärung" von 1934.

Mit der Kriegsniederlage von 1864 musste Dänemark Holstein - und damit auch Altona - zunächst an Österreich und 1867 an Preußen abtreten.

Altonas Ende kam 1937, als die Nazis die selbstständige Stadt gemeinsam mit Wandsbek, Harburg, Wilhelmsburg und einigen Dörfern Hamburg zuschlugen. Altona ist heute einer von sieben Hamburger Bezirken. Die "Große Freiheit" wurde Teil von St. Pauli und gehört heute zum Bezirk Hamburg-Mitte.