Sexueller Missbrauch Ahrensburger Pastor: „Ich habe Leid und Schmerz zugefügt“

Zuvor hatte er sich in einem handschriftlichen Brief bei den Opfern entschuldigt. „Ich habe ihnen Leid und seelischen Schmerz zugefügt und sie in ihrer Persönlichkeit sehr verletzt“, heißt es in der öffentlichen Erklärung des Ruhestandspastors. Von den Betroffenen könne er aber keine Vergebung erwarten. „Ich lebe mit der Schuld. Ich hoffe auf den vergebenden Gott.“

 

Kohl hatte vor wenigen Wochen erfolgreich seine Entlassung aus dem Dienst zum Ende des Jahres beantragt. Damit war er einer möglichen Entfernung zuvorgekommen. Ein Disziplinarverfahren der Nordelbischen Kirche gegen ihn hatte „gravierende Verfehlungen“ des Seelsorgers festgestellt. Kohl soll in den 70er und 80er Jahren in der Ahrensburger Kirchengemeinde mehrere Jugendliche sexuell missbraucht haben.

 

Handeln hinterlässt „sehr bitteren Nachgeschmack“

Die Nordelbische Kirche reagierte mit Erleichterung und Kritik auf Kohls Schuldeingeständnis: „Dieter Kohl stellt sich der eigenen Schuld. Damit übernimmt er zwar spät, aber eindeutig Verantwortung“, sagte der Hamburger Bischofsvertreter Propst Jürgen Bollmann. „Der Schritt verdient Respekt, zumal er benennt, wie verwerflich und zerstörerisch sein Tun war.“ Dennoch hinterlasse Kohls Handeln „einen sehr bitteren Nachgeschmack. Dieter Kohl hatte als Mann der Kirche gehandelt.“

 

Kohl bittet in seiner öffentlichen Erklärung auch alle Kirchenmitarbeiter um Entschuldigung für den Vertrauensmissbrauch. „Dieser macht ihre Arbeit sehr viel schwerer.“

 

Ahrensburger Opferverein und Kirchengemeinde hatten bis zuletzt ein öffentliches Schuldeingeständnis des Täters gefordert. Es sei nicht zu verstehen, „warum er die Menschen, die seinen Taten zum Opfer gefallen sind, nicht um Verzeihung gebeten hat“, hieß es in einem kürzlich veröffentlichten Schreiben. Ein solcher Schritt hätte das Leben der Opfer zumindest teilweise erleichtern können.

 

Für Propst Bollman ist es auch nach dem Schuldeingeständnis unverzichtbar, die Perspektive der Opfer einzunehmen. So werde die Kirche alle Anstrengungen unternehmen, „damit Missbrauch im Bereich der Kirche künftig keine Chance mehr hat, beziehungsweise konsequent verfolgt wird.“

 

Abgeschlossen ist der Ahrensburger Missbrauchsfall für die Nordelbische Kirche somit auch nach Kohls Schuldeingeständnis und Entlassung nicht. Derzeit läuft ein allgemeines Sachaufklärungsverfahren, mit dem unter anderem das Verhalten damaliger Vorgesetzter von Pastor Kohl untersucht werden soll. Für mögliche weitere Missbrauchsopfer hat die Kirche Ombudsfrauen eingestellt.

 

Ombudsstelle

0151/25 28 35 49 (Schleswig-Holstein) und

0151/25 28 35 48 (Hamburg).

 

Der Artikel erscheint in der aktuellen Ausgabe der "Evangelischen Zeitung".

 

Carsten Splitt / Doreen Gliemann / mk (www.kirche-hamburg.de)