Lieblingsorte Auf der Suche nach Gott im Kino

Nah am Sender und an ihrem Lieblingskino: Susanne Richter im Abaton Bistro im Grindel

Das Stimmtraining hat Susanne Richter an diesem Morgen hinter sich. Jetzt sitzt sie im Abaton-Bistro bei einem Milchkaffee. Sie ist regelmäßig im Grindelviertel zu finden – nicht nur, um an ihrer stimmlichen Präsenz zu feilen, sondern auch um Beiträge beim NDR an der nahen Rothenbaumchaussee zu produzieren.

Ihr Lieblingsort ist jedoch das Abaton-Kino. Hier schaut sie Filme vor dem offiziellen Start und entdeckt nicht selten Themen für Beiträge. „Gott ist ziemlich viel im Kino“, sagt Susanne Richter. Themen wie Gnade, Vergebung, Liebe, Tod fänden sich hier. „Es ist spannend zu schauen, welche Lösungsangebote die Regisseure machen.“

Seit nahezu drei Jahren ist Susanne Richter Hamburger Radiopastorin – und auf ihrer „Traumstelle“ gelandet, wie sie sagt. Im Team der „Evangelischen Kirche im NDR“ – die ihre Büros und ein eigenes Studio im Wolffsonweg in Alsterdorf hat – ist sie zuständig für die Sender NDR2, N-Joy und NDR Info.

Ihre Aufgaben sind vielfältig. Zusammen mit einem katholischen Kollegen betreut sie unter anderem das Format „Moment mal“. Das ist täglich um 18.15 für eineinhalb Minuten auf NDR2 zu hören. Verantwortlich ist sie auch für die Sendung „Am Anfang war das Wort“ auf NDR info, in der Prominente aus allen gesellschaftlichen Bereichen über eine Bibelstelle sprechen, die ihnen wichtig ist.

"Radio ist etwas Intimes"

Doch Susanne Richter recherchiert, schreibt und produziert nicht nur eigene Stücke. Sie betreut auch die rund 30 Autoren, zumeist Pastoren, die Beiträge beisteuern. Sie unterstützt sie dabei, Kompliziertes so auszudrücken, dass die Botschaft  ankommt. „Radio ist etwas Intimes. Die Hörerin spürt sofort, wenn etwas nicht stimmt und schaltet ab.“

Hinzu kommen die Gottesdienste, die regelmäßig auf NDR Info übertragen werden und die sie sendetauglich macht. Bei aktuellen Themen ist sie als Interviewpartnerin gefragt, wie etwa dem Flugzeugunglück im März dieses Jahres, bei dem 149 Menschen starben.

Die Kooperation mit dem NDR ist eng. Durch den Staatskirchenvertrag sind Sendeplätze im Radio und Fernsehen garantiert. Wie genau sie gefüllt werden, ist Susanne Richter und ihren Kollegen überlassen. Sie findet, dass nicht in jedem Beitrag explizit Gott oder Jesus vorkommen muss. Die grundsätzliche Haltung zähle. „Auch ein authentisch erzählter Zweifel kann eine ,Glaubensgeschichte’ sein“, sagt sie.

Auf der Suche nach Antworten

Zuhause ist Susanne Richter in Lübeck, wo sie mit ihrem Mann und ihrer zweijährigen Tochter lebt. Dort war sie auch Pastorin in einem sozialen Brennpunkt, bevor sie nach Hamburg wechselte. Sie schreibt Kurzgeschichten, arbeitete als Autorin für den ökumenischen Verein „andere zeiten“.

Wie Kultur und Religion miteinander verbunden sind habe sie schon immer interessiert, sagt sie. Wo zeigt sich Glauben in Kunst, Literatur, Film und Musik? Was gibt es für Antworten auf die großen Fragen, auch unabhängig von festen Formeln?

Die Sehnsucht nach Spiritualität und Sinn sei groß, auch bei den Hörern, die nicht kirchlich gebunden sind.  Darum sei es wichtig deren Sprache zu sprechen und bei dem anzuknüpfen, was sie im Alltag beschäftigt, sagt sie. Sich ehrlich darauf einzulassen, nicht in Theologensprache zu verfallen und den "christlichen Joker" zu ziehen: „Auf einen Satz gebracht: den Hörern zu vermitteln, du bist wertvoll und wichtig.“