Das Auge isst mit

Auf der Höhe: Brigitte Bovenschulte an ihrem Einsatzort im Kirchturm

Hamburg – Hier bei Kuchen und Kaffee zu sitzen, ist himmlisch! Auf 84 Metern Höhe öffnet das Turmcafé der Hauptkirche St. Jacobi seine Türen, auch diesen Sonnabend wieder. Das Gute: Wer hier Kaffee trinkt, unterstützt Andere.

Von hier sieht Hamburg aus wie das „Miniatur-Wunderland“, nur mit echten Häusern und Menschen. Brigitte Bovenschulte, 69, liebt es, die winzigen Segelboote auf der Alster zu betrachten. Und jetzt, bei den „Cruise-Days“, die etwas größeren Kreuzfahrtschiffe auf der Elbe.

Diese ruhigen Momente genießt sie. Doch sie sind selten. Denn sie wuppt mit vier ehrenamtlichen Kolleginnen das Turmcafé auf St. Jacobi – eine Institution seit 24 Jahren.

Mehr als 300 Gäste erklimmen jeden ersten Sonnabend im Monat die 93 Stufen in den Turm. Von dort geht es im Fahrstuhl weiter.

Oben erwartet sie ein atemberaubender Rundblick über die Stadt. Und eine Auswahl aus Kuchen und Torten. Wer Herzhaftes bevorzugt, greift zu Zwiebelkuchen. Dazu gibt es Kaffee, Tee und kühle Getränke.

Die Gäste kommen von überall her

Geöffnet hat das Café von Mai bis Oktober. Auch bei Wind und Wetter sitzt man geschützt, weil Fenster es umgeben. Nur im Winter wird es zu kalt. „Wir können hier nicht heizen“, sagt Bovenstedt.

Die Gäste kommen von überall her. Manche haben das Sonnabend-Programm in St. Jacobi genossen: Dem  Orgelkonzert um 12 Uhr gelauscht und bei einer Führung mehr über die Kirche erfahren.

Jetzt entspannen sie an den runden, mit Blumen geschmückten Tischen. Die Preise sind zivil: Um die Spende von einem Euro bitten die Ehrenamtlichen für die Fahrstuhlfahrt, auch beim Kuchen und Kaffee zahlt man weitaus weniger als die marktüblichen Preise.

Fünf Frauen sind pro Schicht im Einsatz. 33 Kuchen und Torten fahren sie auf, viele davon haben sie selbst gebacken. Zehn Ehrenamtliche umfasst das gesamte Team. Manche von ihnen haben keine weiteren Berührungspunkte mit der Kirche, weiß Bovenschulte. „Aber das spielt hier keine Rolle.“

Die Einnahmen werden gespendet

Sie selbst engagiert sich im Kirchengemeinderat von St. Jacobi. Vor ihrer Pensionierung hat sie als Ärztin gearbeitet. Sie mag den Kontakt zu den Gästen. Und sie hält die Verbindung zu sozial-diakonischen Einrichtungen und Vereinen.

Denn wer hier oben Kaffee trinkt und Kuchen isst, unterstützt Andere. Die Einnahmen werden gespendet. Zum Beispiel an das Hospiz „Kinderleben“, die „Klinikclowns“ und das Übernachtungshaus Jona der „hoffnungsorte hamburg“.

Jedes Jahr entscheidet das fünfköpfige Leitungsteam neu, welche sechs Einrichtungen und Vereine begünstigt werden. Für die, die ausscheiden, ist das manchmal schwer. „Wir würden gerne mehr Einrichtungen bedenken“, sagt Bovenschulte. „Aber dafür müssten wir das Café häufiger öffnen.“

Lust hätten die Ehrenamtlichen schon. Doch es mangelt an Zeit. „Es wäre toll, wenn wir mehr Leute hätten“, sagt  Bovenschulte. „Dass das Café nur einmal im Monat geöffnet hat, muss nicht die nächsten 24 Jahre so bleiben. Wer sich bei uns engagieren will, ist herzlich willkommen.“

Zeit: 14-18 Uhr
Termine: 2. August, 6. September, 4. Oktober
Ort: Hauptkirche St. Jacobi, Jacobikirchhof 22


Das Angebot des Turmcafés

Die Alster im Blick

Aussicht mit Kirchtürmen