Warnung vor dem Rotstift Denkmalwerkstatt St. Jacobi rettet Kunst des Mittelalters

Die Hauptkirche St. Jacobi hatte einst die meisten historischen Kunstwerke der Stadt. „Im 18. Jahrhundert sind jedoch viele Altäre verscherbelt worden“, sagte Hauptpastor Röder. Die mittelalterliche Kunst galt damals als „alter Plunder“. Andere Werke seien aus Unkenntnis falsch restauriert worden. Damit die Fehler der Vorgänger ausgemerzt und die Werke langfristig erhalten bleiben, richtete St. Jacobi gemeinsam mit der Kulturbehörde und der Denkmalschutzstiftung bereits vor mehr als zehn Jahren eine Fachrestaurierungs- werkstatt in der Hauptkirche ein. Nun sei die weitere Finanzierung jedoch gefährdet.

 

30 Prozent der Farbe war zerstört

Die Folgen einer möglichen Kürzung seien gar nicht absehbar, sagt auch Hauptpastorin Fehrs. "Der Petri-Flügelaltar ist beispielsweise seit dem Krieg zehn Mal restauriert worden", berichtet die Restauratorin Ewa Gilun. Der Untergrund "war wie ein Sieb“. 30 Prozent der Farbe waren zerstört, weil keine fachgerechte Restauration erfolgte. Im Dezember 2010 – nach zwei Jahren Arbeit - wird der Altar wieder hergestellt sein. Dann sind die Altarflügel ohne weiße Flicken zu sehen - so wie ihn die Menschen vor 500 Jahren gesehen haben.

 

Dazu mussten die Restauratoren mit mehreren Instituten zusammenarbeiten, Pigment- und Bindemittelanalysen halfen weiter beim Kampf gegen den Verfall. Ein vertrackter Holzpilz musste beseitigt werden. Ohne eine Fachrestaurierungskraft als Aufsicht sei die Arbeit der Werkstatt nicht möglich, bekräftigt auch Pröpstin Fehrs.

 

Skulpturen mit Schiffslack übermalt

In der Werkstatt wird derzeit ein Geschenk des Barlach-Museums/ Hermann F. Reemtsma-Stiftung an den Hamburger Michel restauriert. Unter einer dicken Schicht hellblauer Schiffsfarbe kam zur Überraschung aller ein filigran bemalter süditalienischer Erzengel aus dem 17. Jahrhundert zum Vorschein. Hauptpastor Röder zeigt die Spuren der alten Schiffsfarbe.

 

Im 18. Und 19. Jahrhundert seien viele alte Kunstwerke übermalt worden. Noch heute würden manche Gemeinden die unliebsamen Taufbecken aus dem 19. Jahrhundert mit Plakafarben schmücken. Damit könnte jedoch viel an alter Substanz zerstört werden, sagte Röder.

 

Die Hauptpastoren wollen mit ihrer Aktion auf die gute Arbeit der Restaurierungswerkstatt aufmerksam machen.

Röder betont, dass St. Jacobi im Vergleich zu anderen Kirchen noch über die meisten sakralen Kunstwerke aus dem Mittelalter verfügt. Der Schwund geht nicht auf vermeintliche Zerstörungen aus der Reformationszeit zurück, erklärt er. Sondern weil viele Kunstwerke falsch behandelt worden seien. „Eine Kürzung bei den Restaurierungarbeiten würde sich fatal auswirken.“

 

Mechthild Klein (www.kirche-hamburg.de)