chic & fair Die Schattenseite der Mode zeigen

"Chic - aber fair," sagt auch Sabrina Röhricht.

Nienstedten – Der Gemeindesaal wird zur Kleidertauschbörse, im Altarraum der Kirche sitzen Mode-Experten zusammen in einer Talk-Runde, im Gottesdienst spricht die Gemeinde Fürbitten für Textil-Arbeiter in Bangladesch. Jugendliche aus den Hamburger Elbvororten haben sich ein Jahr lang mit dem Thema Mode auseinander gesetzt – und ihm das vergangene Wochenende unter dem Motto „chic & fair“ gewidmet. Sie wollten die Schattenseite der Mode beleuchten und zum Nachdenken anregen.

Immer donnerstags abends haben sich die 10 bis 15 Jugendlichen aus Nienstedten getroffen. Auch Sabrina Röhricht ist dabei. „Wir wollten ein Thema finden, das alle anspricht. Und alle möchten doch gut aussehen und toben sich durch Kleidung aus“, sagt die 15-Jährige mit den langen roten Haaren. „Wir alle konsumieren. Viele Leute kaufen viele Klamotten und wissen wenig.“ Die Hintergründe der Modeindustrie seien oft nicht bekannt, wie die schlechten Produktionsbedingungen in den Fabriken, denen die Textil-Arbeiter tagtäglich ausgeliefert seien. „Man muss auch an die Menschen denken, so willst du doch auch nicht behandelt werden!“

Sabrina möchte sensibilisieren. Ein Programmpunkt am Wochenende ist ein Workshop speziell für Konfirmanden. Darin geht es um den Weg der Jeans. Kaum einer weiß, wie lang der Weg dieses weltweit beliebten Kleidungsstückes ist von der Herstellung der Baumwolle bis auf den Ladentisch, wie die Umwelt durch die Produktion verschmutzt wird und was die Arbeiter aushalten müssen.  

Umdenken ist nicht leicht

Dennoch sei es nicht leicht, das neue Wissen im Alltag umzusetzen, sagt Sabrina. Jugendlichen, denen Kleidung wichtig sei, investierten nun mal gerne in neue Klamotten. Doch von durchschnittlich 20 bis 30 Euro Taschengeld im Monat fair produzierte Mode zu kaufen, sei schwer.

„Aber ich denke jetzt eher zweimal darüber nach, was ich kaufe. Und ich werde kreativ und tobe mich trotzdem aus“, sagt Sabrina. Sie geht in Secondhand-Shops, sie ist erfinderisch im immer wieder neu Kombinieren ihrer Kleidungsstücke und sie fragt ihre Tante, ob sie ihr etwas leiht, denn die hat den gleichen Geschmack und die gleiche Größe. So entwickelt sie einen Stil, der immer eigener wird und folgt nicht wie viele einem Trend, der durch bekannte große Modemarken vorgegeben wird. 

... auch ein bisschen auf den Trip gekommen

Selbst vor den Familien der Jugendlichen macht „chic & fair“ nicht halt, denn natürlich wird auch dort über diese Themen diskutiert. Und auch das hat Auswirkungen. Sabrina erzählt, dass ihre Mutter ihr Engagement cool fände. „Sie ist auch ein bisschen auf den Trip gekommen.“

Ina Riedel, die Jugendreferentin in der Kirchengemeinde Nienstedten, ist stolz und begeistert von der Zuverlässigkeit und dem Engagement Ihrer Jugendlichen. Das Projekt ist noch nicht zu Ende, denn das Wichtigste für alle ist, gemeinsam auf dem Weg zu sein.

Bildergalerie:

"Chic - aber fair," sagt auch Sabrina Röhricht.

chic & fair - Gottesdienst in der Nienstedtener Kirche

chic & fair - Talk-Show zum Thema in der Nienstedtener Kirche

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