Karfreitag Ecce homo - Das sieht Gott ähnlich!

"Da, seht ihn euch an, diesen Menschen!" – das waren die Worte, mit denen Pontius Pilatus der Jerusalemer Bevölkerung Jesus von Nazareth übergab. Was war zu sehen? Ein Gefangener, gefoltert, mit Dornenkrone gekrönt!

 

Als Gefolterter unter Gefolterten wird Jesus in der Passionsgeschichte beschrieben. Ganz bewusst und sehr klar wird er in eine Reihe mit denen gestellt, die vor ihm, nach ihm und mit ihm gefangen, gefoltert und getötet wurden - und werden. Er ist Mensch unter Menschen, Opfer unter Opfern, Leidender unter Leidenden. Wer diesen Menschen Jesus sieht, sieht das mitleidende Antlitz Gottes. Gott wird in Jesus zum herunter gekommenen Gott. Dieser Gequälte ist der Bruder aller Gequälten - zu allen Zeiten!

 

So lange auch nur ein Mensch in unserer modernen Welt zum Opfer wird, weil er auf der Straße leben muss oder nur ein Mensch an den EU Außengrenzen ums Leben kommt, ist unser Ort, der Ort der Kirche an der Seite dieser Opfer und Leidenden. Auch im Leiden bleibt der Mensch ja als Mensch erkennbar. „Ecce homo!“ - "Da, seht ihn euch an, diesen Menschen!" Er ist kein bloßes Bündel voller Probleme, sondern ist und bleibt Ebenbild Gottes.

 

In jedem strahlenden Gesicht, auch in jedem traurigen, schaut uns nicht nur irgendein Mensch an, sondern immer auch der Gott, der ihn geschaffen hat zu seinem Bild. Jedes mehr oder weniger begabte, vollkommen unvollkommene Geschöpf ist so, wie Gott es gemacht hat.

 

Das mag uns ein Rätsel sein, oder auch eine Zumutung. Es bleibt allemal ein Geheimnis Gottes mit einer unverbrüchlichen Würde, dem wir mit gebührender Achtsamkeit und Respekt zu begegnen haben.