Kirchentag Ein Hamburger im Schwabenland

Kirchentagspastor Arnd Schomerus in der Stuttgarter Johanneskirche

Der Kirchentagspastor in Stuttgart ist ein echtes Nordlicht. Seit Oktober 2014 ist Arnd Schomerus für den Kirchentag unterwegs. Der ehemalige Leiter des Kirchenkreisverbandes Hamburg legt jeden Monat über 6.000 Kilometer mit der Bahn zurück. Für die Vorbereitungen, auch schon für den Kirchentag 2017, pendelt er zwischen Stuttgart, Fulda, Hamburg und Berlin. Zwischendrin nimmt er sich Zeit für ein Gespräch mit kirche-hamburg.

Herr Schomerus, wann waren Sie das erste Mal auf einem Kirchentag?

1979 in Nürnberg. Als Jugendlicher war das ein tolles Gemeinschaftserlebnis mit viel Spaß. Besonders diese Mischung aus Festival-Atmosphäre und zivilgesellschaftlichen Themen hat mich damals angesprochen.

Was macht ein Kirchentagspastor?

Ich leite das Kirchentagspastorat. Diesem sind etwa Dreiviertel der 2400 Kirchentagsveranstaltungen zugeordnet. Das sind die Themenbereiche Theologie, Kultur, Musik, Jugend, Kinder. Dazu Großgottesdienste zu Eröffnung und Ende des Kirchentages und die 400 anderen Gottesdienste, Feierabendmahle und Tagzeitengebete. Für alle Themenbereiche erarbeiten ehrenamtliche Projektleitungen von ca. 15 Personen das inhaltliche Programm und werden dabei von mir und meinen Mitarbeitenden begleitet.

Der Schlussgottesdienst zum Beispiel wird im Fernsehen übertragen. Da muss alles bis auf die Sekunde geplant werden und das bei einer Abendmahlsfeier mit 100.000 Gottesdienstbesuchenden. Das ist eine Herausforderung. Und trotzdem gilt: Keine Hetze! Es muss auf den Punkt funktionieren und gleichzeitig dem Anlass angemessen, also feierlich sein.

Was mögen Sie besonders an Ihren Aufgaben?

Den Kontakt mit den Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und Profession. Mit Menschen, die man am Anfang nicht kennt, an einer Sache gemeinsam zu arbeiten, die langsam konkreter wird, das macht  viel Spaß.

Beschreiben Sie bitte Kirchentag mit drei Worten.

Fragen, begegnen, feiern.

Wie übersetzen Sie für sich persönlich das diesjährige Motto „damit wir klug werden“?

Es bedeutet für mich, sich seiner Wurzeln bewusst zu werden und sich seiner Geschichte zu erinnern. Die Kirchentags-Übersetzung der Losung heißt: unsere Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weites Herz erlangen. Es drückt auch die Begrenztheit des Lebens aus und damit einhergehend die Aufforderung, bewusst zu leben. Dafür muss man manchmal bremsen, sich seine Auszeiten suchen und nehmen - das kann auch beim Bahnfahren sein. (lacht)

Viele Menschen sind jetzt mit der Vorbereitung des Kirchentages beschäftigt. Wie ist die Stimmung?

Gut!!! Die Arbeitsbelastung ist hoch, aktuell sind alle Abteilungen in Fulda oder Stuttgart mit unendlich vielen Detailplanungen beschäftigt. Es ist viel zu tun, aber insgesamt ist immer mehr ein Kribbeln spürbar je näher der Kirchentag rückt.

Was ist das Besondere am kommenden Kirchentag in Stuttgart?

Wir nutzen nicht nur bereits vorhandene Gebäude sondern in Stuttgart entsteht eine Zeltstadt auf dem Cannstatter Wasen mit riesigen Zelten für die Veranstaltungen und den Markt der Möglichkeiten - und das innenstadtnah.

Inhaltlich betrachtet haben wir eine Losung, die zum Nachdenken über das eigene Leben anregt. Aber es geht nicht nur um das „ich“ sondern um das „wir“ in Zeiten von Ukraine-Krieg und NSA. Der Kirchentag bietet mit der Losung Momente und Möglichkeiten: zu diskutieren, politisch zu werden, sich einzusetzen - nicht nur in Stuttgart sondern hoffentlich auch danach.

Bei welcher Veranstaltung des Kirchentages wird man Sie garantiert finden?

Bei denen ich beteiligt bin. Der Eröffnungs-Gottesdienst auf dem Schlossplatz und natürlich der Schluss-Gottesdienst. Und dann nutze ich die Kirchentags-App. Ich stöbere darin rum, vieles spricht mich an und dann sehe ich mal, was gerade passt.

Wenn Sie die freie Wahl hätten, wen würden Sie gern auf einem Kirchentag reden hören?

Ich denke da an Leute, die ich, als sie noch lebten, nicht oder zu wenig gehört habe, wie Richard von Weizsäcker oder Frère Roger, den Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taizé. Insgesamt hänge ich eher an Themen. Viele Menschen, deren Name nicht täglich in der Zeitung steht, haben sehr, sehr viel zu sagen. Und viele von denen erleben wir auch auf dem Kirchentag.