Katharina Luther Eine mutige Reformatorin

Eine mutige Frau, die das Risiko nicht scheute: Katharina von Bora, gespielt von Karoline Schuch

Während Luther-Monographien Regalbretter füllen, steht Katharina von Bora selten im Licht. Lesen Sie Hintergründe über eine beeindruckende Frau, die im Zentrum des TV-Films „Katharina Luther“ steht

Das Porträt einer mutigen und geschäftstüchtigen Frau – wo sie mehr zu Katharina von Bora erfahren und den Film noch bis zum 8. März online anschauen können

Hier können Sie sich in der Welt Kathrina Luthers umschauen

Der Film "Katharina Luther"
Zeit: Mittwoch, 22. Februar, 20.15 Uhr im Ersten

Mehr wissen

  • Gab es etwas, das Sie überrascht hat bei der Arbeit zum Film "Katharina Luther"?
    Striesow: Ja, die Präsenz der Frau. Und zwar als eine Frau, die bereit ist, Funktionen und Verantwortung zu übernehmen, um mit diesem Mann ein gemeinsames Leben zu leben. Sie hält damit Luther den Rücken frei von all dem, was ihn weniger interessiert, was aber lebensnotwendig ist, wenn man die Konstruktion einer Familie leben möchte. Dass sie genau diesen Part übernimmt, das hat mich überrascht.

    Wie sehen Sie Katharina Luther?
    Sie ist ein unglaublich guter Kontrapunkt zu Martin Luther. Diese Frau zu erzählen, die eigentlich keiner kennt, weil sie nach dem Tod ihres Mannes ihrer Verdienste komplett beraubt wurde, diese Frau in den Mittelpunkt zu stellen, das war wichtig.

  • Wer die Beiträge und Diskussionen zum Reformationsjubiläum in diesem Jahr verfolgt, könnte den Eindruck gewinnen, die Glaubensrevolution vor 500 Jahren hätten allein Männer geprägt

    "Es gab aber noch mehr mutige Frauen, die am Beginn der Neuzeit ihre Glaubensüberzeugungen selbstverantwortlich und öffentlich vertraten", sagt die Stader Pastorin und Luther-Expertin Sonja Domröse.

    Zweifellos war es Luther, der das am Ende des Mittelalters fest verankerte Rollenverständnis der Frau ins Wanken brachte. Er sprach vom "Priestertum aller Gläubigen", zu dem nach evangelischem Verständnis alle Christinnen und Christen durch die Taufe gehören.

    Bis dahin galt: Die Ehefrau wirkte in der Regel im Haus, trat nicht öffentlich auf und war weithin von Bildung ausgeschlossen - gleichsam ein Wesen zweiter Ordnung. "Das Ideal war die Frau, die sich als Nonne im Kloster zu bewähren hatte", sagt Domröse

    In ihrem Buch "Frauen der Reformationszeit" schildert sie in acht Biografien den weiblichen Einfluss auf die Reformation in Deutschland. Auch in einer ARD-Dokumentation nach dem Fernsehfilm "Katharina Luther" an diesem Mittwoch macht sie deutlich, dass Frauen in den Umbrüchen damals eine ganz eigene Rolle übernommen haben.

    Für alle galt: Wer sich für die Reformation einsetzte, ging ein hohes persönliches Risiko ein. "Die männliche Vorherrschaft geriet ins Wanken, wo Frauen nur noch Gott als höchste Autorität für sich entdeckten und akzeptierten", bilanziert Domröse. 

    • Frauen wie Argula von Grumbach (1492-1568) kannten ihre Bibel ganz genau und wussten, wie Männer sie mundtot machen wollten - beispielsweise mit dem bekannten Zitat des Apostels Paulus "Das Weib schweige in der Gemeinde". Mit Flugschriften ging die Adlige aus Bayern dagegen an und setzte sich für die Reformation ein. In den Jahren 1523 und 1524 veröffentlichte sie zahlreiche Publikationen mit hohen Auflagen. "Sie wusste sich klug zur Wehr zu setzen. Das hat andere Frauen ermutigt", sagt Domröse.
    • Am meisten beeindruckt ist die evangelische Theologin von Katharina Zell (1497-1562). Die Straßburgerin bezeichnete sich selbst als "Kirchenmutter", veröffentlichte eigene Schriften, predigte bei Trauerfeiern und stellte sich schützend vor Glaubensflüchtlinge. Sie regte ein geistliches Amt für Frauen an und war sozial engagiert. "Sie lebte vor, wie eine gleichberechtigte Beteiligung von Frauen und Männern im Dienst der Kirche schon vor einem halben Jahrtausend hätte gestaltet werden können."

    Im weiteren Verlauf der Reformation sei der Aufbruch der evangelischen Bewegung hin zu einer Geschlechtergerechtigkeit aber nicht weiter aufgenommen worden, bedauert Domröse. "Er wurde sogar teilweise aktiv zurückgedrängt."

    "Luther und die Frauen" – die TV-Doku
    Zeit: Mittwoch, 22. Februar, ab 22 Uhr in der ARD

  • Zu vielen Gelegenheiten sagte Luther: Die Frau managt das Haus. Außerhäusliche Herrschaft und Regierung steht allein dem Mann zu. Vor allem drei Schriften beschäftigen sich mit der Beziehung zwischen Mann und Frau – sie geben ein uneinheitliches Bild ab 

    • "Vom ehelichen Leben", 1522: Luther betont die Gleichwertigkeit von Mann und Frau mit gleichen Rechten und Pflichten, etwa was die Sorge um das Kind und das Windelwaschen angeht. Falls allerdings die Frau dem Mann den Sex verweigert, könne der auch mit der Magd schlafen. Und Verhütung? Hatte Luther nicht im Blick. Dafür eine fruchtbare Ehe und lustvolle Sexualität.
    • "Traubüchlein", 1529: Die Männer sollen ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Aber: Die Frauen sollen dem Mann untertan sein. Die Frau gebärt die Kinder, der Mann arbeitet - so sieht Luthers Rollenverständnis aus. Allgemein gilt für ihn: Frau und Mann sind gleichermaßen zum Ebenbild Gottes geschaffen.
    • "Genesiskommentar", 1535-1545: Die Würde der Frau nicht zu ehren, sei "heidnisch", warnt Luther. Der Mann bedarf der Frau, um Nachkommen zu zeugen und seine Sexualität verantwortlich zu leben. Aber auch wieder: Der Mann steht über der Frau. Denn bereits Eva habe einen "schwächeren Sinn und Verstand" als Adam gehabt. Luthers Logik: Alle sind gleich. Aber manche sind gleicher.