10 Jahre "Kultur im Koffer" Faszination Erich Kästner


Am 19. Mai stellt sich das Projekt „Kultur im Koffer“ in der Apostelkirche vor. Dann öffnen die mobilen Botschafter*innen ihre Themenkoffer und informieren über ihr Programm. Das Projekt sucht weiterhin neue Ehrenamtler*innen, Sabine Beeck gehört seit fünf Jahren zum Team.

Es braucht keine Minute, da fängt Sabine Beeck an, ihren Koffer auszupacken. Antiquarische Bücher, CDs, Bilder: Lauter Material, an dem sie anschaulich erzählt über das Leben des Künstlers, der sie seit fünf Jahren in seinen Bann zieht. In Gesprächskreisen, Kirchengemeinden oder Pflegeeinrichtungen spricht sie über ihn mit Senior*innen.

Sie gehört zu einem Team von 20 Botschafter*innen des Projektes „Kultur im Koffer“ der evangelischen Kirche in Hamburg. Jede*r konzentriert sich dabei auf ein selbst ausgewähltes Thema. Die Bereiche reichen von Literatur, Handwerkkunst, Reisen oder Musik. Die Themen von „Auf den Spuren deutscher Auswanderer in New York“ über „Patchwork und Quilt“ bis hin zu „Johannes Brahms“.

Eine Stunde dauert ein Besuch mit Themenkoffer im Schnitt. Die Faszination und das Wissen übertragen sich buchstäblich auf die Zuhörenden. Sabine Beeck kennt wie ihre ehrenamtlichen Kolleg*innen faszinierende Details und viele anschauliche Geschichten zu ihrem Thema. Wenn sie ihren Koffer öffnet, fließt es geradezu aus ihr heraus, dann erzählt sie von Kästners literarischer Vielfältigkeit, seiner toxischen Beziehung zur Mutter, seinem kritischen Geist, seiner humorvollen aber auch gebrochenen Seite. Sie liest Passagen aus Büchern und spielt Hörbücher vor.

 

Erster Besuch nach etwas Vorbereitungszeit

Sabine Beeck kam vor fünf Jahren innerhalb einer Arbeitsgruppe ihrer Gemeinde auf die Idee, sich für Kultur im Koffer zu engagieren. „Daraufhin habe ich mich neun Monate lang intensiv mit Erich Kästner beschäftigt, bis ich meinen ersten Besuch mit Koffer gewagt habe.“ Bis heute recherchiert sie stetig weiter. „In einer Stunde komme ich nur bis zum 25. Lebensjahr“, sagt sie und lacht. Meistens schließen sich an ihren ersten Besuch noch weitere an. „Ich habe sehr viel Respekt vor Kästners Leben, so dass ich nicht hetzen möchte.“

Kultur für Menschen mit eingeschränkter Mobilität

Die Idee zum Projekt „Kultur im Koffer“ entstand in der evangelischen Kirche in Hamburg aus einer Frage heraus. „Was passiert mit den Menschen, die nicht mehr so beweglich sind? Und was lässt sich gegen den Mangel an Kulturangeboten für diese Zielgruppe tun?“ Das Projekt-Team hat es sich seither zur Aufgabe gemacht, mobile Kultur in Hamburg und Umgebung auf den Weg zu schicken.

Drei bis vier Besuche pro Monat stattet Sabine Beeck ab. „Es ist schön, wenn ich etwas von meiner Freude an Erich Kästner weitergeben kann“, sagt sie. Nicht selten bekommt sie von den Zuhörenden Hinweise auf neue Aspekte des Künstlerlebens. Ihr Ehrenamt ist so etwas wie ein privates Studium geworden. „Eine echte Bereicherung – auch für mein eigenes Leben.“

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Das Projekt sucht laufend neue Ehrenamtler*innen, die Lust und Zeit haben selbst Kulturbotschafter*in zu werden. Von der ersten Idee bis hin zum gepackten Koffer bekommen sie Hilfestellungen an die Hand. Das Team hinter dem Projekt unterstützt und begleitet dabei. Fragen und Infos gibt es bei Dörte Foede d.foede@kirchehamburg-ost.de

„Kultur im Koffer“ stellt sich vor: Am 19. Mai in der Apostelkirche in Eimsbüttel von 15 bis 17 Uhr öffnen die mobilen Botschafter ihre Themenkoffer und informieren über ihr Programm. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.