Hamburgs schwimmende Kirche "Flusi" braucht neuen Liegeplatz

Die Flussschifferkirche ist Deutschlands einziges Gotteshaus, das schwimmen kann.

Äußerlich ruhig und beschaulich liegt die Hamburger Flussschifferkirche vor der malerischen Kulisse der Speicherstadt, doch finanziell kämpft sie auf rauer See. Der neue Vorstand des Trägervereins mit dem Arbeitsmediziner Karl-Peter Faesecke (73) an der Spitze sucht dringend einen neuen Liegeplatz. In der Vereinskasse herrscht dauerhaft Ebbe. Faesecke: "Wir versuchen uns im wahrsten Sinne des Wortes über Wasser zu halten."

Der Widersacher der "Flusi", wie das Schiff liebevoll genannt wird, lauert auf dem Grund der Elbe. Der Schlick, den die Flut in den Hafen treibt, wird bei Ebbe nur unzureichend wieder abgezogen. Auch der Liegeplatz der Flussschifferkirche verschlicke zunehmend, beklagt Faesecke. Fällt bei Ostwind die Ebbe besonders tief, setzt der Gotteskahn auf Grund und neigt sich leicht zur Seite. "Das ist Gift für jedes Schiff."

Hafencity als neues "Zuhause"?

Faesecke würde mit der "Flusi" gerne in die östliche Hafencity ziehen. Ein Liegeplatz in der Nähe der Hafencity-Universität wäre aus seiner Sicht ideal. Der jetzige Liegeplatz an der Hohen Brücke sei zwar zentral, werde jedoch leicht übersehen. Wer nicht gezielt zur Kirche will, komme dort nicht vorbei.

Karl-Peter Faesecke - © epd - Copyright: epd
Karl-Peter Faesecke ist neuer Vorsitzender des Trägervereins der Flussschifferkirche

Finanziert wird die Arbeit der Flussschifferkirche vor allem über Spenden. Allerdings reicht das Geld bislang nur, um den Unterhalt und die notwendigen Reparaturen zu bezahlen. Das Angebot des Kirchenkreises, einen Diakon zu finanzieren, musste der Verein jetzt ausschlagen: Die Restkosten von einem Viertel des Gehalts hätte er nicht bezahlen können.

1952 war der Leichter (ein Schiff ohne eigenen Antrieb) umgebaut und als schwimmende Kirche geweiht worden. Noch bis 2007 war die Flussschifferkirche eine eigenständige Gemeinde für die Binnenschifferfamilien mit Liegeplätzen auf der Veddel und in der Billwerder Bucht (Rothenburgsort). Allerdings gibt es immer weniger Familien, die auf ihrem Binnenschiff leben. Für Bordbesuche wird heute die "Flusi"-Barkasse "Johann Hinrich Wichern" genutzt. 349 Schiffsbesuche waren es 2017, in diesem Jahr sollen es mehr werden. Jeden Sonntag wird zudem um 15 Uhr Gottesdienst mit Gast-Pastoren gefeiert.

In Hamburg zu einer Institution geworden

Faesecke sieht noch viel ungenutztes Potenzial für den Gotteskahn. "Die Flussschifferkirche ist für Hamburg genauso identitätsstiftend wie der Michel", sagt er selbstbewusst. Auch das Marketing könne noch verbessert werden. Faesecke hat für seine Arztpraxis in der Hafencity ein Modell der "Flusi" als Spendenschiff basteln lassen, wie es die Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger für ihre Spendensammlung erfolgreich nutzt.

Auch die Trägerschaft der Flussschifferkirche muss nach den Worten Faeseckes neu organisiert werden. Viel Zeit will sich der neue Vorstand nicht gönnen. Bis Ende des Jahres müsse Klarheit über die "Flusi" herrschen, sagt Faesecke deutlich. "Ich will, dass das Schiff überlebt."