Einmalige Kooperation Gemeindechor-Konzert wird zum Hochschulprojekt

Das Projekt ist ein Gewinn für beide Seiten. Die Gemeinde hat die Vakanz attraktiv überbrückt und die Studierenden haben die Möglichkeit in einer Welt zu arbeiten, die realistisches Abbild zukünftiger Arbeitsstellen ist. 

Kirchenmusiker gesucht: Das verkündete die Gemeinde St. Trinitatis in Harburg vor einigen Monaten. Über das Amt für Kirchenmusik kam der Kontakt zur Hochschule für Musik und Theater zustande. Da Bildungseinrichtung und Kirchenamt kurz zuvor den Wunsch nach stärkerer Zusammenarbeit bekundet hatten, kam die Vakanz wie gerufen. Seit Mai besteht nun ein gemeindliches Chorprojekt unter der Leitung und Verantwortung der Hochschule.

Die Proben des 50- köpfigen Kirchenchors „Cantate Harburg“ leiten seit Mai 2018 Studierende der Hochschule. Das bietet zahlreiche Vorteile – für beide Seiten. 

Investition in musikalische Qualität

Finanziell gesehen bedeutet es für die Gemeinde eine deutliche Ersparnis. Denn die Chorleitung ist für die Kirchengemeinde kostenlos. Das eingesparte Geld fließt wiederum in die musikalische Qualität. Der Chor wird sein Abschlusskonzert am Freitag, den 26. Oktober, in der St. Pauluskirche in Heimfeld zusammen mit einem Profi-Orchester geben.

Sabine Kaiser-Reis
Das Werk von Dvorak ist für den Chor gut zu meistern. Die Herausforderung besteht in der Zusammenführung mit den Profi-Ensembles. - © Sabine Kaiser-Reis

Die Kooperation zwischen Hochschule und einer Gemeinde ist einmalig. „Die Erfahrung, die den Studierenden damit geboten wird, ist unbezahlbar“, sagt Annedore Hacker-Jakobi. Sie ist seit Herbst 2017 Professorin für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Theater. „Der Effekt für die Studierenden ist genau richtig. Der Chor ist nicht überfordert, aber die Studierenden stehen im Studium im Konzert vor einem richtig großen Ensemble. Eine wirklich wünschenswerte Lernleistung.“

Lohnende Praxiserfahrung für Studierende

Es sei sehr wichtig für die Studierenden während des Studiums und nicht erst beim Abschluss die Möglichkeit zu bekommen, mit der Chorsinfonik in Berührung zu kommen. „Und zwar praktisch und live und nicht nur theoretisch im Kämmerlein.“ Hacker-Jakobi wünscht sich, dass das Projekt in Hamburg als Trendsetter und Vorbild für andere Gemeinden dienen wird.

 

Der Chor "Cantate Harburg" der Gemeinde St. Trinitatis hat etwa 50 Mitglieder. - © Sabine Kaiser-Reis - Copyright: Sabine Kaiser-Reis
Der Chor "Cantate Harburg" der Gemeinde St. Trinitatis hat etwa 50 Mitglieder.

Nicht nur die Studierenden profitieren von dem Projekt, sondern natürlich auch die Chorsängerinnen und -sänger. Das gewählte Werk ist attraktiv, singbar, aber eine Herausforderung: Dvoraks Messe in D. „Zudem kommt der Chor mit jungen motivierten Studierenden in Kontakt“, sagt Hacker-Jakobi. Dass die Hochschulprofessorin das Projekt betreut und beobachtet, sichert die Qualität. Neben den Proben können die Teilnehmer in Einzelstimmbildung ihren Gesang schulen und verbessern.

Zusammenführung von drei Ensembles

Im Zeitraum vom Projektstart im Mai 2018 bis zum Konzert ergibt sich für beide Seiten also ein facettenreicher Lernprozess. „Die Zusammenarbeit zwischen Laien und Profis ist immer eine Herausforderung“, sagt Hacker-Jakobi. Für das Chorprojekt in Harburg ist es die Zusammenarbeit mit dem Profiorchester. „Der Kirchenchor muss bis zur Generalprobe so vorbereitet werden, dass dann mit wenig Probenaufwand ein Zusammenführen mit einem Profiorchester möglich ist.“ Das ist einer der Kernpunkte des Projektes. „Das Werk von Dvorak sieht eine recht virtuose Orchesterbegleitung vor, sodass hier eine Souveränität vom Orchester gewährleistet sein muss, sodass sich die Studenten im Konzert voll auf die Führung des Chores konzentrieren können.“

Außerdem bekommt der Chor aus Harburg bei der Generalprobe und im Konzert einen weiteren Chor dazu gestellt: den Fachgruppenchor der Abteilung Kirchenmusik der Musikhochschule Hamburg. „Die Schere zwischen Laienchor und Profiorchester wird so etwas geringer“, so Hacker-Jakobi. So erwartet die Zuschauer am 26. Oktober um 19.30 Uhr ein starkes Ensemble – sicherlich in vielerlei Hinsicht.

Sponsoren gesucht

Finanziert wird das Konzert durch drei Kirchengemeinden (Luther, Paulus und Trinitatis) und  die Hochschule. Die bereit gestellten Mittel sind jedoch nicht kostendeckend. Es fehlen noch 3.060 Euro. Deshalb hoffen die Verantwortlichen auf Musikliebhaber, die dieses einmalige Projekt auch finanziell unterstützen.