Neues Bündnis Gemeinsam gegen Wohnungsnot

Kämpfen gemeinsam gegen Wohnungsnot: Michael Edele (Caritas), Gabi Brasch (Diakonie), Karin Asmuß (Mieter helfen Mietern), Tobias Behrens (Stattbau Hamburg, v. li.)

Ein neu gegründetes Bündnis hat der Wohnungsnot in Hamburg den Kampf angesagt. Die Situation für dringlich suchende Menschen werde immer dramatischer, sagte Gabi Brasch, Vorstand im Diakonischen Werk Hamburg.

Von dem Zusammenschluss erhoffe man sich mehr Durchsetzungskraft gegenüber dem Senat, bei einem Problem, das sich bedrohlich zuspitze. Partner des „Hamburger Bündnisses für eine neue soziale Wohnungspolitik“ sind die Diakonie, die Caritas, der Verein „Mieter helfen Mietern“ und der Projektentwickler „Stattbau Hamburg“.

2014 seien mehr als 14.000 Haushalte akut von Wohnungsnot betroffen gewesen, so Brasch. Die Zahl habe seitdem aufgrund von Zuwanderung kontinuierlich zugenommen. 

"Neu zu bauen reicht nicht aus"

Das Bündnis forderte den Senat auf, die Zahl der "Anerkannt vordringlich Wohnungssuchenden" mit in den nächsten fünf Jahren zu halbieren. Dasselbe gelte für bereits wohnungslose Menschen.

Die bislang von der Hamburger Politik ergriffenen Maßnahmen reichten nicht aus. Sie konzentrierten sich vor allem auf den Wohnungsneubau. Doch damit werde das Ziel, die Wohnungsnot zu lindern, nicht schnell genug erreicht, so Karin Aßmus von „Mieter helfen Mietern“.

So seien von den im vergangenen Jahr 8521 neu gebauten Wohnungen zwar 2185 Sozialwohnungen gewesen. Lediglich 26 seien jedoch verbindlich für vordringlich suchende Menschen vorgesehen.

Die Situation führe dazu, dass immer mehr Menschen auf der Straße lebten, Unterkünfte überfüllt seien oder unnötig Kosten entstünden, etwa weil volljährig gewordene Jugendliche weiter in stationären Einrichtungen lebten, statt sie in eigenen Wohnungen ambulant zu betreuen.

"SAGA/GWG neu ausrichten"

Wohnungsnot habe viele Gesichter. Zu den Menschen, die als "vordringlich Wohnungssuchende" anerkannt seien, zählten Rollstuhlfahrer auf der Suche nach einer barrierefreien Wohnung ebenso wie Familien, die auf 40 Quadratmetern lebten und Frauen und Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen seien.

Um schnell Abhilfe zu schaffen, müssten die sogenannten „Freistellungsgebiete“ aufgehoben werden, forderte das Bündnis. Diese ermöglichen es Eigentümern seit Jahrzehnten, Sozialwohnungen auch an Haushalte zu vermieten, die die gesetzlich festgelegten Einkommensgrenzen überschreiten.

Durch eine Aufhebung könnten etwa in Mümmelmannsberg oder Wilhelmsburg durch normale Fluktuation rund 600 Wohnungen zur Verfügung stehen, sagte Tobias Behrens, „Stattbau Hamburg“-Geschäftsführer.

Zudem müsse das kommunale Wohnungsunternehmen SAGA/GWG „konsequent“ auf soziale Wohnungspolitik ausgerichtet werden. Mindestens jede zweite der jährlich 9.000 durch Fluktuation frei werdenden Wohnungen müsste an Menschen vermietet werden, die auf dem Markt kaum eine Chance hätten.