Kirchen bieten auch Schlafplätze Hamburg startet Winternotprogramm für Obdachlose

Die Anlaufstelle für osteuropäische Obdachlose (Besenbinderhof 62), die seit November 2011 auch über die Sommermonate ganzjährig geöffnet ist, werde im Winter personell aufgestockt, kündigte Scheele an. Alle Betroffenen könnten hier in ihren jeweiligen Muttersprachen beraten und unterstützt werden. Für Obdachlose mit Ansprüchen nach EU-Recht sollen die Notunterkünfte des Winternotprogramms ein erster Schritt in eine von derzeit 53 öffentlich-rechtlichen Unterkünften mit rund 8.500 Plätzen in Hamburg sein. Osteuropäische Obdachlose, die "in der Regel über skrupellose Schlepper mit falschen Versprechungen nach Hamburg gelockt werden", müssten "umfassend darüber beraten werden, welche Lebensperspektiven sie im sozialen Hilfesystem ihrer jeweiligen Heimatländer haben", so der Sozialsenator.

 

Unterkunft Spaldingstraße

In der zentralen Wohnunterkunft in der Spaldingstraße gibt es laut Sozialbehörde Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf- und Sechs-Bett-Zimmer des Trägers "fördern und wohnen", die sich auf drei Stockwerke verteilen. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Aufenthaltsräume für Raucher und Nichtraucher, die Büros für die soziale Beratung sowie Duschen und Toiletten. Zudem gibt es 20 Plätze in geschützten Räumen für Frauen und sechs Zimmer für Paare.

 

Die Wohncontainer mit insgesamt 92 Plätzen stehen den Angaben zufolge im gesamten Stadtgebiet. Standorte sind 15 Kirchengemeinden, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die Evangelische Fachhochschule für Sozialpädagogik, die Evangelische Stiftung Alsterdorf und die Heilsarmee. Die meisten Container bestehen aus zwei Räumen für jeweils eine Person. In den übrigen Containern können bis zu drei Menschen übernachten.

 

Schlafplätze vermitteln

Für die "unbürokratische Vermittlung der Schlafplätze" gibt es drei Adressen: Die Tagesaufenthaltsstätte "Bundesstraße" im Diakoniezentrum für wohnungslose Menschen (Bundesstraße 101, Nähe U-Bahn-Station Christuskirche), den Tagestreff für obdachlose Frauen "Kemenate" (Charlottenstraße 30, Nähe U-Bahn-Station Emilienstraße) und die Bahnhofsmission am Hauptbahnhof (außerhalb der Öffnungszeiten anderer Einrichtungen).

 

Das vergangene Winternotprogramm 2011/2012 sei insgesamt sehr gut angenommen und vor allem von osteuropäischen EU-Bürgern genutzt worden, hieß es. Die Schlafplätze bei den Kirchengemeinden waren durchschnittlich zu 95 Prozent ausgelastet, die Übernachtungsplätze in der Wohnunterkunft Spaldingstraße zu 94 Prozent und im evangelischen Rumond-Walther-Haus zu 100 Prozent. 155 obdachlose Menschen hätten eine langfristige Bleibe gefunden: 86 in einer Wohnunterkunft, 39 in einer Wohnung und 30 in einer anderen Einrichtung (Wohnprojekt, Therapieeinrichtung oder Pflegeheim).

 

Seit Januar 2012 gibt es eine Hotline für gefährdete obdachlose Menschen, bei der Bürger unter der Nummer 040/428 28 5000 anrufen können. In akuten Fällen, in denen es um Leben oder Tod geht, sollten die Bürger die Polizei oder die Feuerwehr anrufen. In allen anderen Fällen werden die zuständigen Straßensozialarbeiter in den Bezirken über die Hotline informiert, um dann vor Ort die obdachlosen Menschen auf der Straße aufzusuchen und Hilfe anzubieten.