Hamburger Tafel Hamburg trauert um Annemarie Dose

"Hilf den Menschen, aber lass ihnen ihre Würde": Das Motto ihrer Großmutter prägte Annemarie Dose

Hamburg - Annemarie Dose, Gründerin der "Hamburger Tafel", ist am Donnerstag im Alter von 87 Jahren in Hamburg gestorben. Mit ihrem Charme, ihrer Herzlichkeit und ihrer Hartnäckigkeit habe sie die "Hamburger Tafel" aufgebaut und geprägt, sagte Geschäftsführer Ralf Taubenheim.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) nannte Dose eine "Bilderbuchhanseatin - bescheiden und großzügig gegenüber anderen." Ihre Mildtätigkeit habe immer etwas Ermutigendes gehabt. Scholz: "Ihr Vermächtnis ist, dass wir Hilfsbedürftigen niemals ihre Würde nehmen dürfen."

Mit 66 Jahren, nach dem Tod ihres Ehemannes, war Annemarie Dose - die von vielen Ami genannt wurde - noch einmal durchgestartet. 1994 gründete sie die "Hamburger Tafel". Diese ist somit die drittälteste von mittlerweile mehr als 900 Tafeln in ganz Deutschland. Dose hatte 1993 von der "Berliner Tafel" gehört und das Modell auf Hamburg übertragen.

"Niemand konnten sich ihrem ,Brennen' für Hilfsbedürftige entziehen"

18 Jahre lang blieb sie 1. Vorsitzende und gab den Vorsitz erst Ende 2012 mit 84 Jahren an Achim Müller ab. Seit 2015 ist Jens Wrage Vorstandsvorsitzender. 2009 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Derzeit sammeln 120 Ehrenamtliche mit zehn Kühlfahrzeugen wöchentlich rund 35 Tonnen Lebensmittel ein und verteilen sie.

"Niemand konnte sich ihrem Charme und ihrem 'Brennen' für die Hilfe Bedürftiger entziehen", sagte Taubenheim. Anfangs habe "Ami" noch das Brot vom Bäcker in einem Korb abgeholt und es direkt verteilt. Schon nach wenigen Jahren habe der Umfang dann so zugenommen, dass Kühlfahrzeuge diesen Part übernahmen und ein Lager eingerichtet wurde.

Die "Hamburger Tafel" hat bis heute keine eigenen Ausgabestellen, sondern arbeitet mit Kooperationspartner zusammen, die die Ausgabe eigenverantwortlich organisieren. Auch mehrere Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen zählen dazu. Die Bedürftigkeit wird durch behördliche Bescheinigungen überprüft. Herkunft, Religion und Hautfarbe spielen dabei keine Rolle.