Hamburger erstellt weltweit einmaliges Werk Internet-Lexikon mit 5.000 traditionellen chinesischen Heilpflanzen

"Das Lexikon ist ein Brückenschlag zwischen den Kontinenten und Kulturen", sagt Höfer. Es leiste einen wissenschaftlichen, sprachlichen und kulturellen Beitrag zur Verständigung. Zugleich sollen Missverständnisse und Gefahren im Umgang mit chinesischen Arzneidrogen ausgeräumt werden: "Wir Europäer brauchen einen aufgeklärten Zugang zu den reichhaltigen Pflanzenschätzen Chinas", sagt der Experte. Auf diese Weise lasse sich auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) vielschichtiger und umfassender begreifen.

 

Nur 362 Pflanzenarten umfasst das offiziell freigegebene Arzneibuch der Volksrepublik China, mit dem auch deutsche Apotheker hantieren - ein Bruchteil der reichhaltigen chinesischen Pflanzenschätze. In Höfers Online-Lexikon sind diese Arten jetzt mit der Vielfalt von 2.831 volkstümlichen chinesischen Namen erfasst, denen zugleich 1.237 chinesische Drogenbegriffe zugeordnet sind. "Der TCM-Markt boomt, das Internet ist grenzenlos - aber das Wissen ist oft begrenzt", sagt Höfer. Das will er jetzt ändern.

 

Eine Importmenge von geschätzt 2.000 Tonnen chinesischer Kräuter gelangt jährlich nach Europa - doch das Angebot sei oft genauso zweifelhaft wie seine Akteure. "Wer schützt den leichtgläubigen Patienten vor der Einnahme gefährlicher Drogen?", fragt Höfer. Es gebe eine Unzahl von Substanzen, die in China gebräuchlich, in Deutschland aber verboten sind.

 

Auch für China selbst könne das Internet-Lexikon eine wertvolle Aufgabe erfüllen - etwa zur Dokumentation des vorhandenen Bestandes. "Empfindliche und seltene Pflanzen können in China schnell vor der Ausrottung stehen, wenn unkontrollierte Exporte skrupellosen Händlern hohe Profite versprechen." Schon jetzt werden laut Höfer im Internet einzelne chinesische Drogen für Grammpreise von 500 Dollar und mehr angeboten, oft für die dubiosesten Kuren.

 

Doch seine Datenbank enthält keine Rezepte oder gar Zubereitungstipps. Sie soll Wissenslücken füllen helfen - etwa auch für Importfirmen, Arzneimittelbehörden oder Zollbeamte, die die Bürger vor gefährlichen oder verunreinigten Drogenlieferungen aus China schützen müssen. Auch Botanische Fachinstitute und Universitäten, Pharmazeuten, Ärzte und Apotheker sollen profitieren, weil ihnen die "yaocaodict"-Experten bei der fotografischen Dokumentation ihres Drogensortiments behilflich sein können.

 

Die Fotos für das Internet-Lexikon entstehen vielfach in Deutschland - diverse botanische Gärten bieten spezielle chinesische Abteilungen. Auch Asia-Märkte und Apotheken sind Fundgruben - und für den Rest nutzt Höfer ein breites Netzwerk von Experten, darunter auch wissenschaftliche Institute im "Reich der Mitte".

 

Der Grundstock seines exklusiven Internet-Lexikons aber ist das eigene botanische Foto-Facharchiv, das Höfer seit rund 25 Jahren in Hamburg betreibt und für das er im Lauf der Zeit weltweit fotografiert und recherchiert hat. Rund 4.000 Pflanzen sind darin nach Arten und Sorten in Text und Bild erfasst. Abnehmer waren zweieinhalb Jahrzehnte lang Zeitungen, Apothekermagazine, Schulbücher oder Pharmakonzerne, die die Bilder auch für ihre Broschüren und Verpackungen nutzten.

 

"Der Markt für kleine Fachagenturen hat sich radikal verändert", sagt Höfer. Die digitale Online-Revolution brach das bisherige Monopol der Übertragungswege und verdarb die Preise. Für sein Online-Lexikon hofft er darum jetzt auf Anzeigen und Sponsoren: "Schließlich erreicht unsere Datenbank auch China", sagt er nicht ohne Stolz - als "Gruß aus der Medienstadt Hamburg, dem Tor zur Welt".


Sogar chinesische Internet-Suchmaschinen wie "bai du" verzeichnen schon Treffer für "yaocaodict.com". Und immerhin rund 350 Millionen Chinesen verfügen über einen Internetanschluss: "Das Lexikon ist ein Meilenstein in der chinesisch-europäischen Kommunikation", sagt Höfer. Zahllose Interessengruppen könnten weltweit profitieren - nicht zuletzt Kultur- und Forschungseinrichtungen. Und eben: fünfsprachig.

 

Klaus Merhof (epd) / mk (www.kirche-hamburg.de)