10 Jahre – 10 Fragen Interview mit Propst Thomas Drope


Herr Drope, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl! Warum wollten Sie vor 10 Jahren eigentlich Propst werden?

Drope: Ich war zu dem Zeitpunkt schon zweieinhalb Jahre „amtierender Propst“ des Kirchenkreises Pinneberg gewesen. Nun wollte ich der ländlichen Region unseres Kirchenkreises weiter im neu fusionierten Kirchenkreis Stimme geben und gleichzeitig mit für ein gutes Zusammenwachsen der alten Kirchenkreise sorgen.

Wenn Sie auf die vergangene Amtszeit zurückblicken, was empfinden Sie?

Mir gehen viele Bilder durch den Kopf. Ich bin dankbar dafür, dass wir zu einem Kirchenkreis geworden sind, in dem fachlich beste Leute Ideen kirchlicher Arbeit mit Ausstrahlung entwickeln. Ich denke an tolle Pastor*innenkonvente – inklusive Florenzreise im letzten Herbst – oder Feiern wie das erste Tauffest an der Elbe 2011, den Kirchentag 2013 oder jetzt den Einzug in das neue Haus der Kirche in Niendorf. Mir ist mit der Fusion unserer Kita-Werke zu einem Kita-Werk gerade eine Last von den Schultern genommen. Da fühle ich mich erleichtert.

Welche Ereignisse, Erlebnisse oder Begegnungen haben Sie besonders geprägt?

Die gute Teamarbeit mit den pröpstlichen Kollegen. Das herzliche und fürsorgliche Miteinander unter den Mitarbeiter*innen in meinem näheren Umfeld. Und immer wieder eindrucksvolle Leute, sei es im Diakonischen Werk des Kirchenkreises, in der Flüchtlingsarbeit, in Gedenkveranstaltungen zum 28. Oktober 1938 (Anm. d. Red.: Gedenken an die Abschiebung polnischstämmiger Juden aus Hamburg über den Bahnhof Altona). Es gibt in unserer Kirche und in unseren Veranstaltungen so viele engagierte Leute, die etwas bewegen wollen für eine gerechte Welt.

Gab es auch Tiefpunkte?

Ja. Die Fälle schwerer sexueller Gewalt an Kindern durch einen Erzieher in einer unserer Kitas im Jahr 2013. Das belastet mich heute noch, dass erste Warnsignale keine ausreichenden Konsequenzen nach sich gezogen haben und dass wir im Krisenmanagement viele Fehler gemacht haben. Umso wichtiger ist mir nun die Prävention sexueller Gewalt in allen Bereichen kirchlicher Arbeit.

Und wie wirkte sich Ihr persönlicher Glaube auf Ihre Arbeit aus?

Ich kann Vertrauen zu anderen entwickeln, weil ich mich grundsätzlich von Gott getragen weiß. Das hilft mir oft, in schweren Situationen standzuhalten und in unsicheren Momenten – und davon gibt es eine Menge – weiterzugehen.

Gerade sind Sie für 10 weitere Jahre wiedergewählt worden. Was bedeutet Ihnen das?

Ich bin glücklich über die Anerkennung, die mir damit gezeigt wird. Nun werden wir gemeinsam daran arbeiten, mit unserer Kirche zuversichtlich in die Zukunft zu gehen. Ich freue mich, mit den Propst-Kollegen, die mir Freunde geworden sind, weiterzuarbeiten und im neuen Kirchenkreisgebäude eine intensivere Art des Arbeitens zu erleben.

Als Propst sind Sie für 24 Kirchengemeinden verantwortlich. Was bewegt die Kirchengemeinden aus Ihrer Sicht am meisten?

Die Kirchengemeinden in unserer Region beschäftigt neben dem oft sehr anspruchsvollen Alltagsgeschäft die Frage, wie in Zukunft die pastorale Versorgung garantiert werden kann, wenn es absehbar weniger Pastorinnen und Pastoren geben wird. Eine andere Frage stellt sich nach möglicher, intensiverer Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden. Und auch die Instandhaltung oder Erneuerung kirchlicher Gebäude beschäftigt viele.

Wie kann Kirche für die Menschen da sein?

Am besten ist Kirche für Menschen da, wenn wir als Christinnen und Christen für die da sind, die unsere Hilfe in Not benötigen. Also seelsorgerlich. Und als Raum für Ideen, Stimme für Sprachlose, im öffentlichen Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Sie sind außerdem für die Bereiche Kindertagesstätten, Bildung und Familienbildung des Kirchenkreises zuständig. Wofür wollen Sie sich hier besonders einsetzen?

Hier setze ich mich in nächster Zeit besonders für die Prävention sexueller Gewalt ein. Wir haben dazu eine Fachstelle Prävention mit einer Top-Fachfrau. Natürlich werde ich das neue Kita-Werk weiter begleiten und im Neuaufbau unterstützen. Ich habe vor, mal wieder alle Familienbildungsstätten und ihre Teams zu besuchen. Im Bereich Bildung werden wir uns um die Ausrichtung der Arbeit für eine Zeit mit weniger Pastoren intensiv Gedanken machen.

Und was macht Ihnen Hoffnung für die Zukunft?

Hoffnung macht mir, dass gerade eine junge Generation laut vernehmbar wird, die sich für Klima und Gerechtigkeit einsetzt. Die Politisierung junger Leute für eine Zukunft, in der alle leben können, ist eine großartige Ermutigung. Und ja: Hoffnung macht mir, dass Gott in Veränderungen mit uns geht.

Vielen Dank für das Interview!