Buchpremiere Jesus kommt an die Elbe

Jetzt ist es raus: Eineinhalb Jahre haben Matthias Lemme und Susanne Niemeyer an ihrem neuen Buch geschrieben

Wenn Jesus heute lebte, wie würde er reden und handeln? Matthias Lemme und Susanne Niemeyer erzählen in ihrem neuen Buch „Große Freiheit“ davon. Wie das Schreiben ihr Jesus-Bild verändert hat, erzählt die Autorin im Gespräch

Wie sind Sie auf die Idee zu dem Buch gekommen?
Matthias Lemme und ich kennen uns noch aus der Zeit als wir Redakteure beim ökumenischen Verlag „andere zeiten“ waren. Wir haben schon ein Buch zusammen geschrieben. Dabei fiel uns auf, dass uns Jesus nicht immer sympathisch war. Wir empfanden ihn beim Lesen der Evangelien manchmal als Besserwisser. Seine Lebenswelt war weit weg. Wir haben uns gefragt: Wie würde er heute hier bei uns handeln, reden, aussehen?

Zu zweit eine Erzählung zu schreiben, wie geht das?
Als wir noch Kollegen waren, haben wir festgestellt, dass wir einen ähnlichen Stil haben. Schon bei unserem ersten Buch wusste ich hinterher an manchen Stellen nicht mehr, habe ich das geschrieben oder Matthias?

Wie haben Sie sich die Arbeit aufgeteilt?
Wir erzählen die Geschichte aus zwei Perspektiven, aus der von Sophie und der von Alex. Ich habe ihren Part übernommen, Matthias seinen. Wir wollten erst das Markusevangelium zugrunde legen, haben dann aber auch Geschichten aus anderen Evangelien eingeflochten.

Wie sah die Arbeit praktisch aus?
Wir haben uns etwa alle zwei Wochen getroffen. Dazwischen hat jeder für sich geschrieben. Bei unseren Treffen haben wir besprochen, welche Wendung die Geschichte nehmen soll. Manchmal mussten wir uns später auf eine Version einigen. Aber das ging gut, da gab es keine Eitelkeiten.

Das klingt sehr harmonisch.
Das war es auch. Obwohl wir häufiger nicht wussten, wie es weiter gehen soll: Ob und wie Jesus sterben würde zum  Beispiel – und wie von der Auferstehung erzählen? Uns war wichtig, das so offen zu schildern, dass sich jeder seine eigenen Gedanken machen kann.

Ihr Buch ist hoch aktuell, es spielt auch in einem Flüchtlingscamp.
Als wir anfingen zu schreiben, zeichnete sich die große Flüchtlingsbewegung ab. Ein Jahr zuvor hatte die St. Pauli-Kirche die Lampedusa-Flüchtlinge aufgenommen. Wir freuen uns darüber, dass wir unser Buch am Freitag dort vorstellen können.

Hatten Sie Respekt vor den Quellen und auch davor, wie die Menschen auf ihre Deutung der Jesus-Figur reagieren könnten?
Sich an die Linie zu halten, wie sie die Evangelien vorgeben, war schon ein großer Reiz. Wir wollten den Kern erfassen. Uns war zugleich bewusst: Es gibt nicht die ultimative Jesusdeutung. Wenn Leser sich in unserer nicht wieder finden, ist das völlig ok.

Das Buch liest sich wie aus einem Guss. Was ist Ihnen schwer gefallen beim Schreiben?
Sehr lange habe ich daran gefeilt, das Vaterunser in unserer Sprache auszudrücken, so dass es übersetzt nicht platt klingt. Mir war wichtig, dass auch diejenigen es schön finden, die es nicht kennen. Es sollte nicht blumig sein, sondern genauso griffig und prägnant wie in der Bibel, nur in Heute-Sprache.

Hat sich ihr Blick auf Jesus durch das Schreiben verändert?
Er ist für mich mehr zu einem Vorbild geworden, zu jemandem, der lebt, was er glaubt. Die Bibel schildert ihn auch als Störer und Einzelgänger. Wir merkten beim Schreiben irgendwann, dass seine schroffen Seiten zu sehr dominierten. Wir mussten ihn in seiner Merkwürdigkeit erhalten, aber auch seinen sympathischen Facetten stärken.

Auch die anderen Figuren im Buch sind spannend: Alex, der seine Familie verlässt um Jesus nachzufolgen. Sophie, die ihr wohl eingerichtetes Single-Leben aufgibt.
Ja, viele Nebenstränge sind nicht auserzählt – es reizt uns schon, weiter zumachen. Wie geht es mit unseren Figuren weiter? Wir würden uns dann auf die Apostelgeschichte beziehen. Aber jetzt wollen wir erst mal unser aktuelles Buch feiern.

Das Buch: Große Freiheit. Die Geschichte des Wasserwandlers, adeo-Verlag, ca. 18 Euro
Die Autoren: Susanne Niemeyer und Matthias Lemme leben in Ottensen, wo er auch als Pastor an der Christianskirche arbeitet.

Buchpremiere

Zeit: Freitag, 22. April, 20 Uhr
Ort: St. Pauli-Kirche, Pinnasberg
Zur Lesung spielt der Akkordeonist Heiko Quistorf Songs aus dem Buch, Wein Brause und Fettbemmen werden gereicht