Gastbeitrag Kinder-Ostern-Theologie

Das heißt, er hat den Kindern nicht nur die biblischen Geschichten von Kreuz und Auferstehung erzählt, mit ihnen gesungen, gespielt oder sie malen lassen, sondern er hat mit ihnen regelrechte theologische Debatten über den Sinn des christlichen Glaubenskerns geführt. Und weil er gerade dabei war, hat er daraus eine sehr lesenswerte wissenschaftliche Studie gemacht. Seine Doktorarbeit widerspricht dem Klischee, dass Hamburg ein religiös trostloser Ort sei und es mit der Jugend von heute sowieso nur bergab gehe.

 

Zeigen wie Gott die Welt liebt

In einer meiner beiden Lieblingsstellen in seinem dicken Buch gelingt es einem Mädchen, die gesamte Heilsgeschichte in wenige, schlichte und nur ein bisschen schräge Worte zu fassen: „Gott hat ja auch Maria das Kind geschickt. Also, er hat sich eine auserwählt, weil er der Welt zeigen wollte, wie er sie liebt. Und deswegen, glaube ich, dass er dann auch der Welt Jesus wiedergegeben hat. Er wollte nicht, dass sie sagen, jetzt mag uns Gott wieder nicht oder so. Er wollte, dass er die ganze Zeit bei ihnen ist und hat ihn mit Hilfe von seinen Kräften halt auferstehen lassen.“

 

Meine zweite Lieblingsstelle ist ein Gruppengespräch. Ein Kind vergleicht den Tod Jesu mit dem eines Familienmitglieds: „Man glaubt eigentlich ein paar Jahre noch. Meine Uroma ist schon leider tot, ich glaube trotzdem noch an sie.“ Das klingt zunächst seltsam, hat aber einen tieferen Sinn. Glauben ist nach Luther weniger das Fürwahrhalten irgendwelcher Lehren, sondern ein unbedingtes Vertrauen. Insofern kann man – abgeleitet – auch an die Uroma „glauben“.

 

Den Glauben vererbt

Ein zweites Kind nimmt diesen Faden auf: „Man vererbt sich auch Sachen. Wir haben noch ganz alte Tischdecken von meiner Uroma. Sie war Schneidermeisterin und dann denken wir auch immer an sie.“ Was bleibt von einem Menschen nach seinem Tod? Sein Erbe – aber das besteht weniger in materiellen Dingen als in einer ganz intensiven Erinnerung. Nun geht es Schlag auf Schlag. In schnellem Wechsel formulieren die Kinder gemeinsam einen Gedanken darüber, was Auferstehung heißt: „Von Jesus haben wir eigentlich den Glauben geerbt.“ – „Genau, nicht Sachen, sondern…“ – „Geistliche Sachen, also den Glauben.“ – „Und jetzt haben ganz viele Menschen etwas bekommen.“ – „Nicht nur einer.“ – „Fast die ganze Welt. Er hat den Glauben fast der ganzen Welt vererbt.“

 

Das ist sicherlich nicht alles, was man über Ostern sagen kann. Aber es ist schon sehr viel. Jesus Christus ist am Kreuz gestorben, doch er ist nicht im Tod geblieben, sondern von Gott in eine neue Form der Gegenwart geführt worden – und dies mit einer ganz anderen Reichweite. Er hat uns seinen Glauben an Gott vererbt.

 

 

Auszug aus dem Buch:

Gegen-Wind-Gedanken

Von Johann Hinrich Claussen

ISBN 978-3-451-61145-2

Mit freundlicher Genehmigung des Kreuz Verlags