Postkarten-Aktion an Gesundheitsminister Kirche ruft zum Protest für Hebammen auf

Unter dem Motto „Und wer hilft bei der Geburt Ihres Kindes?“ macht die Kirche mit den Hebammenverbänden Schleswig-Holsteins und Hamburgs auf die gravierende berufliche Situation der Hebammen aufmerksam. Das teilte die Pressestelle von Nordelbien in Kiel mit. Die Aktion läuft einen Monat lang bis zum 6. Januar 2011.


Hintergrund der Aktion sei die wirtschaftliche existenzbedrohende Situation der freiberuflichen Hebammen. Am 1. Juli dieses Jahres habe es eine drastische Erhöhung ihrer Berufshaftpflicht-Versicherung gegeben. So müsse eine Hebamme aus ihrem durchschnittlich zu versteuernden Jahreseinkommen von 14.000 Euro eine Prämie von rund 3.700 Euro zahlen. Schon jetzt hätten 10 Prozent der Hebammen unter dem wirtschaftlichen Druck kapituliert, sagt eine Sprecherin des Hebammen-Berufsverbandes. Auf der Insel Amrum konnte demnach die einzige Hebamme nur gehalten werden, weil private Sponsoren gefunden wurden. Besonders in ländlichen Gebieten drohe eine akute Unterversorgung von werdenden Müttern und ihren Neugeborenen.

 

Die Evangelische Kirche befürchtet, dass noch viele freiberufliche Hebammen ihren Beruf aufgeben werden. Daher solle Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler mit der Aktion aufgefordert werden, einer drohenden Unterversorgung von Frauen und Kindern schnellstmöglich entgegenzuwirken. Das bekräftigt auch Gothart Magaard, Bischofsbevollmächtigter im Sprengel Schleswig und Holstein.

 

"Wir dürfen keine Zeit verstreichen lassen. Es muss bundesweit und zügig eine Lösung gefunden werden, wenn uns die Versorgung von jungen Müttern und Vätern in dieser so existenziellen Lebensphase wirklich am Herzen liegt", erklärte Magaard.

 

Im Hinblick auf die Situation in Hamburg sagte Propst Jürgen F. Bollmann, Ständiger bischöflicher Stellvertreter im Sprengel Hamburg und Lübeck: „Auch in Hamburg ist es für Hebammen immer schwieriger, von ihrem Beruf zu leben. Dies wird zwar nicht so sichtbar wie auf dem Land, verschlechtert aber dennoch die ambulanten Betreuungsmöglichkeiten für werdende Mütter.“

 

Nach Auskunft des Hamburger Hebammenverbandes sind insbesondere die Stadtteile Lurup, Billstedt, Rothenburgsort und auch Wilhelmsburg betroffen. Dort würden jährlich etwa 700 Kinder geboren, zurzeit seien aber nur zwei Hebammen für Wochenbettbetreuung zuständig. Oft würden Schwangere in diesen Stadtteilen viel zu spät von ihrem Anspruch auf Hebammenhilfe erfahren und dann kurzfristig keine Hebammen mehr finden.

 

Die Postkarte, die extra für die Aktion entworfen wurde, stellt eine direkte Verbindung zwischen der Geburt Jesu Christi und einer heutigen Geburt her. Sie können die Karte auf dem roten Button als pdf laden. Die unterschriebenen Postkarten und Listen sollen an die Bischofskanzlei Schleswig zurückgeschickt werden. Nach dem Ende der Aktion im Januar 2011 werden sie gebündelt in Berlin an Gesundheitsminister Rösler übergeben.

 

Dorothea Frauböse / mk (kirche-hamburg.de)