Interview Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge

Herr Gerstner, was wollen Sie mit dem „Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge“ erreichen?

 

Wir wollen aufrütteln. Im Grunde ist dieser Kreuzweg eine ‚liturgische Demonstration’ für die Rechte der Flüchtlinge. Diese Menschen verlassen meist völlig verzweifelt ihre Heimat und sie landen nach einer lebensgefährlichen Reise z.B. über das Mittelmeer meist völlig mittellos in Europa. Von dort werden sie zurückgeschickt, wenn sie nicht die ‚richtige Verfolgungsbiographie’ haben – Bürgerkrieg, Verfolgung durch Oppositionsgruppen oder Hungersnot werden oft nicht als Asylgrund anerkannt.

 

Und die christliche Intention am Kreuzweg?

 

Mit diesem Kreuzweg bekunden wir nicht nur unsere Solidarität mit den Flüchtlingen. Wir bekennen uns öffentlich für unseren Glauben an den Gott, der uns im Fremden und im Flüchtling selbst begegnet. Darum verstehen wir diesen Kreuzweg im Herzen der Großstadt Hamburg auch als eine ‚politisch-öffentliche Prozession’.

 

Wie knüpfen Sie an die Tradition an?

 

Kreuzwege in der Passionszeit sind eine alte christliche Tradition. Mit ihnen wird den letzten Lebens- und Leidensstunden Jesu nachgegangen. Auch Jesus starb als Ausgegrenzter vor den Toren der Stadt. Nach unserem Verständnis leidet und stirbt Jesus heutzutage auch im Leiden oder Sterben der Flüchtlinge. Mit dem ‚Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge’ vergegenwärtigen wir uns Jesu Leiden in unserer Welt heute. Wir sind aufgerufen, uns an Jesu Seite, an die Seite der heute Entrechteten zu stellen.

 

Was hört man auf Ihrem Kreuzweg?

 

Die aktuellen Probleme, denen wir in der Flüchtlingsarbeit und konkret im Zusammensein mit den betroffenen Menschen begegnen, prägen jedes Jahr die Gestaltung des Kreuzwegs. Wir nehmen sie auf und bedenken sie im Lichte unseres Glaubens an den mitleidenden und befreienden Gott. Jedes Jahr stellen wir den Kreuzweg unter ein aktuelles Motto – z.B. „Es geschieht heute“, „Was hat denn dieser Böses getan?“, „Was geht uns das an?“

 

Dieses Jahr heißt das Motto „Schaffe mir Recht!“ – woher kommt das Zitat?

 

„Schaffe mir Recht!“ - so klagt eine Witwe im Lukasevangelium den Richter an, der sich weigert, Recht zu sprechen. Und durch Beharrlichkeit, weil sie nervt, erfährt sie am Ende Gerechtigkeit. Ja, es geht um Rechte, wenn Flüchtlinge in Lager gesteckt werden, wenn Menschen in die Perspektivlosigkeit ihrer Heimatländer abgeschoben werden. Menschen sterben dort an einfachen Krankheiten, nur weil die Gesundheitsversorgung mangelhaft ist. Es geht um Menschenrechte, die für alle gelten!

 

 

MitträgerInnen des Kreuzweges 2013:

Brot & Rosen. Diakonische Basisgemeinschaft, Brücke - Ökumenisches Forum HafenCity, Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, AG Christlicher Kirchen in Hamburg (ACKH), Arbeitsgemeinschaft Kirchliche Flüchtlingsarbeit Hamburg, Internationales Diakoniecafé Why Not?, Zentrum für Mission u. Ökumene