Literatur „Krippenspiel“ von Rudolf Borchardt


Ein Krippenspiel zu Weihnachten gehörte auch für die Gräfin von Degenfeld-Schonburg „einfach dazu“. Als der Dichter Rudolf Borchardt im Jahr 1920 zehn Tage vor Weihnachten bei der Gräfin eintraf, um die Festtage dort zu verbringen, verlangte sie von ihm ein Krippenspiel als Gegenleistung. Die Töchter des Hauses und ihre Freunde sollten es am Heiligabend aufführen.

„Rudi, habe ich gesagt, ohne das Krippenspiel kommst du mir nicht mehr aus“, wird die adelige Dame in einer Biographie zitiert. „Hier ist Wein und was zu essen. Jetzt geh in die Bibliothek und komm erst wieder raus, wenn du mit dem Dichten fertig bist.“ Am nächsten Morgen schlief Borchardt auf dem Sofa in der Bibliothek, der Wein war alle, aber das Krippenspiel fertig.

 

Josef zweifelt, Maria weißt ihn in die Schranken

Im Stück übernimmt Josef die Rolle des Zweiflers, der an den Umständen der Nacht im Stall viel zu kritisieren findet und allgemein ein düsteres Bild der Lage zeichnet. Maria, die Hirten und die Könige halten dagegen. Die Sprache des Krippenspiels ist aus heutiger Sicht altmodisch, passt aber gerade deshalb zu Weihnachten. Im Nachwort erfährt man von der Herausgeberin wissenswertes zur Entstehungsgeschichte des Stücks und dem Leben und Schaffen des Autors. Dazu finden sich zahlreiche Holzschnitte im Buch, die die einzelnen Szenen untermalen.

„Das Krippenspiel“, Rudolf Borchhardt

claudius Verlag 2019, Hrsg. Gunilla Eschenbach