St. Johannis Altona Kulturkirche lüftet Geheimnis um drei Gemälde

Eine Wiederbegegnung nach mehr als 20 Jahren: Mathias Husmann vor den Gemälden seines Vaters

Altona – Sie leuchten violett und strahlen Zuversicht aus: die drei Gemälde des Hamburger Malers Fritz Husmann (1896-1982) in St. Johannis. Mehr als 20 Jahre waren sie abgedeckt – zu Ostern erstehen sie wieder auf. Lesen Sie, wie es dazu kam

In der Osternacht-Feier am Karsonnabend will Pastor Michael Schirmer (54) das Motiv mit dem Titel "Jesus in Gethsemane" zum Thema machen. Ostersonntag geht es um das Bild mit den "Emmaus-Jüngern". Ob die Bilder auf Dauer sichtbar bleiben, ist noch offen.

Genau 60 Jahre alt sind die drei Husmann-Werke. Der Künstler malte sie 1957 direkt in der Kirche auf die Wände der drei Torbögen hinter dem Altar.

Das linke Bild zeigt Jesus im Garten Gethsemane, das mittlere interpretiert den Moment des Todes am Kreuz. Auf dem rechten Bild ist wieder Jesus zu sehen - als der Auferstandene mit den beiden Emmaus-Jüngern.

Der Sohn sah seinem Vater beim Malen zu

"Bei den Malarbeiten meines Vaters in der Johanniskirche war ich oft dabei", erinnert sich der Dirigent und Komponist Mathias Husmann (69), Sohn des Malers. Pastor Schirmer hatte ihn wenige Tage vor dem Osterfest zur Enthüllung der Gemälde eingeladen. "Ich bin dankbar und glücklich, diese Bilder meiner Kindheit jetzt wiederzusehen", sagte er.

St. Johannis wurde von 1868 bis 1873 als Backstein-Basilika mit einem 83 Meter hohen Turm errichtet. Kirchenbaumeister war Johannes Otzen (1839-1911), der in Hamburg auch die Altonaer St. Petrikirche, die Christuskirche in Eimsbüttel und die St. Gertrudkirche am Kuhmühlenteich (Uhlenhorst) schuf.

Auch das Kreuz verschwand

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus beschädigt. Bei den ersten Sanierungen verschwanden allerdings manche Bögen unter weißem Putz. In dieser Zeit wurden die Husmann-Bilder angefertigt.

Im Frühjahr 1996 beschloss die Gemeinde, St. Johannis vor allem als Kulturkirche zu nutzen. Damals fiel auch die Entscheidung, das mächtige Kreuz im Altarraum zu demontieren. Uneins war man sich über die Husmann-Gemälde - es gab auch Stimmen, sie gänzlich zu entfernen.

Sie mit weißen Platten abzudecken, war ein Kompromiss – spätere Generationen sollten über ihre Zukunft entscheiden. Für diverse Kunstausstellungen waren die neutralen Abdeckungen jedoch von Vorteil, weil die Bilder so nicht von den Exponaten ablenken konnten.

Ein Wiedersehen ohne Spinnenweben

Pastor Michael Schirmer ist seit August 2014 an der Gemeinde. Als er von den verdeckten Husmann-Gemälden erfuhr, reifte in ihm die Idee, sie wieder sichtbar zu machen - und sei es nur für kurze Zeit.

Vielleicht werden sie nach dem Osterfest wieder verhüllt. Die Jahre ihrer Unsichtbarkeit haben die Bilder jedenfalls gut überstanden – hinter den Holzplatten saßen weder Käfer noch Spinnen oder Kellerasseln.

Für Mathias Husmann, den Sohn des Malers, erfüllt sich vielleicht sogar ein langgehegter Traum: Er wollte schon immer unter den Bildern seines Vaters musizieren. Dafür gibt es zwar noch keinen Termin. Aber die Bilder sind schon da - sichtbar gemacht und quasi auferstanden zum Osterfest 2017.

Osternacht & Sonntagsgottesdienst
Zeit: Sonnabend, 15. April, 22 bis 24 Uhr & Sonntag, 16. April, 12 Uhr
Ort: St. Johannnis an der Sternbrücke

 

Sorgfältig entfernten die Küster die weißen Abdeckplatten

Die Sicht von der Empore aus

"Dankbar und glücklich": Mathias Husmann vor dem Bild mit den Jüngern, die dem Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus begegnen

Blick ins Fotobuch: So sahen die Gemälde mit dem Kruzifix aus