Mitten im Leben Kunst und Kultur auf dem Parkfriedhof

Kraftvolles Symbol des Trostes und der Auferstehung auf dem Grabfeld der namenlos Ruhenden

Im Hamburger Westen liegt der 1902 eingeweihte Friedhof Blankenese. Er wurde als „Parkfriedhof“ angelegt, so wie es Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts außerhalb der Städte üblich war. Die Grabstätten sind hier in eine großzügig gestaltete Landschaft von rund 18 Hektar mit inzwischen altem Baumbestand und üppig blühenden Sträuchern eingebettet.

Der Friedhof Blankenese und seine Gebäude stehen allesamt unter Denkmalschutz. Vor über 10 Jahren wurde die Kapelle grundsaniert und innen neu gestaltet. Hier finden regelmäßig offene Andachten, Erinnerungsfeiern und Gottesdienste für die Trauernden statt, die laut Friedhofsleiterin Ulrike Drechsler sehr gut angenommen werden. „Wir wollen über das Beerdigungsgeschäft hinaus Anlaufstelle und Ansprechpartner für Trauernde sein.“

20 Personen sind zurzeit beim Friedhof Blankenese beschäftigt. Der Großteil kümmert sich um die Pflege der Gräber und des Friedhofgeländes. „Uns ist wichtig, dass alle Mitarbeitende empathisch sind und gut damit umgehen können, dass uns Trauernde ihre Geschichten erzählen“, sagt Drechsler.

Kunst und Kultur

Auf dem Gelände findet man zahlreiche außergewöhnliche Kunstwerke. Besonders beeindruckt die 1983 entstandene Bronzeskulptur des Jona von Fritz Fleer auf einer über zwei Meter hohen Granitstele, die über dem anonymen Urnengrabfeld ragt. Weitere Arbeiten stammen von Künstlern wie Georg Kolbe, Gustav Seitz und Jan Koblasa. Aus einem 2013 initiierten Kunst-Wettbewerb sind mehrere Skulpturen von zeitgenössischen Künstlern zum Thema „Die sieben Schöpfungstage Gottes“ hervorgegangen – weitere sollen noch folgen.

Um einen individuellen Ort der Trauer und des Gedenkens zu schaffen, gibt es unterschiedliche Bestattungsformen auf dem Friedhof Blankenese. So ist das „Landschaftsgrab“ beispielsweise einer Schleswig-Holsteinischen Knicklandschaft mit natürlicher Blumenwiese und Sträuchern auf Wällen nachempfunden. Das Kolumbarium mit tulpenförmigen Urnenstelen – sie sind ein Werk des Kunst-Wettbewerbs und stehen für den dritten Schöpfungstag der Pflanzen – bietet eine oberirdische Beisetzungsmöglichkeit.

Am Außenaltar aus drei unterschiedlich großen Natursteinzylindern unter einer 150-jährigen Eiche kommen Trauernde unter freiem Himmel zusammen, um von den Verstorbenen Abschied zu nehmen und ihrer zu gedenken. Die Freiluft-Veranstaltungen sind gerade in Corona-Zeiten eine beliebte Alternative zu Treffen in Innenräumen. Nicht weit davon entfernt, befindet sich ein begehbares Labyrinth, das sich auf einen Stein mit der Inschrift „Alles hat seine Zeit“ ausrichtet. Eine Meditationsgruppe der ev.-luth. Kirchengemeinde Blankenese durfte es auf einer freien Wiesenfläche des Friedhofs anlegen. Es ist ein guter Ort, um der Hektik des Alltags zu entfliehen und zur Ruhe zu kommen.