Friedhöfe mitten im Leben Kupferblätter und wilde Wiesen


130 Jahre alt ist der Reinbeker Friedhof im Hamburger Osten. Ein wenig versteckt in einem Wohngebiet, umgeben von viel Grün. Wer hier herkommt, der tut es nicht immer unbedingt, um ein Grab zu pflegen. Die Wege und Gartenbeete laden zu einem Spaziergang ein. Mit acht Mitarbeitenden, die sich nur um Landschaft und Gräber kümmern, investiert die Kirchengemeinde Reinbek eine Menge in ihren Friedhof.

„Wir machen alles selbst und haben eine eigene Gärtnerei“, erklärt die Leiterin Annegret Habel. „Man kann uns hier am Friedhof immer antreffen. Dadurch haben wir einen sehr engen Kontakt zu den Menschen, das ist wichtig für viele Angehörige. So entsteht eine enge Bindung.“

Eine Blumenwiese als Experiment

Annegret Habel und ihr Team verwalten zwei Friedhofsgelände: den alten Reinbeker Friedhof und den Waldfriedhof in Neuschönningstedt. Dort erlebte eine wilde Blumenwiese in diesem Jahr ein ungeahntes Comeback. 2015 hatte man schon einmal versucht eine Wiese im Eingangsbereich des Geländes natürlich wachsen zu lassen. Die Rückmeldungen damals waren so negativ, dass man das Projekt nach rund zwei Jahren abbrach, berichtet die Leiterin. Im April dieses Jahres startete nun der zweite Versuch. Die Wiese soll mit vielen unterschiedlichen Blumen ein Lebensraum für Bienen und andere Insekten sein. Bisher sind die Reaktionen positiv.

Blumen gibt es auch im neuen Rosengarten zu sehen. Dort hat man 2019 Hochbeete angelegt, in denen, mitten zwischen den Rosen, Urnen bestattet werden können. Die Pflege der Fläche übernimmt der Friedhof.

„Das war für uns auch ein Experiment“, sagt Annegret Habel. „Und wir sind sehr froh, dass es jetzt sehr gut nachgefragt wird.“ Die Nachfrage ist so groß, dass der Friedhof darüber nachdenkt, nach dem Vorbild des neuen Rosengartens einen zweiten Garten zu gestalten, in dem dann statt Urnen auch Särge beerdigt werden können.