Matthias Claudius: Dichter mit einer Mission

Der in Worpswede lebende Bildhauer Waldemar Otto hat die Plastik geschaffen

„Der Mond ist aufgegangen, die gold’nen Sternlein prangen, am Himmel hell und klar“

Wie viele Kinder wohl schon dem „Abendlied“ von Matthias Claudius lauschten, bevor sie ins Land der Träume abtauchten? Wie eine kuschelige Decke legt sich das beliebteste deutsche Gute-Nacht-Lied um uns und schafft mit schlichten Worten eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit.

Vor 200 Jahren ist Matthias Claudius gestorben - an einem 21. Januar, im Alter von 75 Jahren. Die längste Zeit lebte er in Wandsbek. In dem heutigen Hamburger Stadtteil wird der Dichter in diesem Jahr zelebriert. Auftakt bildet Einweihung des  neuen Claudius-Denkmals von Waldemar Otto auf dem Historischen Friedhof am 25. Januar.

Auf dem Programm zum Festjahr stehen Gottesdienste, Buchvorstellungen, Vorträge in der Evangelischen Akademie Wandsbek und Konzerte. Einen historischen Rundgang auf den Spuren des Dichters kann man sich auf www.wandsbek.de herunterladen.

Ein liebevoller Vater von zwölf Kindern

Das berühmte „Abendlied“ ist ein typisches Werk von Matthias Claudius, in dem seine dichterische Gabe wie auch sein tiefer Glaube zum Ausdruck kommt. Wahrscheinlich hat es Claudius auch seinen eigenen Kindern – er hatte zwölf – vorgesungen. Denn: „Er war für die damalige Zeit ein äußerst liebevoller Vater und Ehemann, wie zahlreiche Briefe und andere Schriftzeugnisse zeigen“, berichtet Pastor Richard Hölck von der Christus-Kirche Wandsbek.

Die Person Matthias Claudius und sein Werk biete viele Anregungen, das eigene Leben zu reflektieren und der Frage nachzugehen, wie man den christlichen Glauben und das gegenwärtige Weltbild zusammenkriegt, sagt Hölck. „Es lohnt sich, ihn näher kennenzulernen.“

Zeit seines Lebens sah er sich als "Wandsbecker Bothe"

1740 als Sohn eines Pastors in Reinfeld (Holstein) geboren, kam Claudius mit 31 Jahren nach Wandsbek, wo er als Redakteur für die Tageszeitung „Der Wandsbecker Bothe“ angeheuert hatte. Er verlieh dem Blatt seinen besonderen Charakter und gestaltete neben den politischen Seiten auch einen „gelehrten Teil“ mit eigenen Gedichten, humorvollen und besinnlichen Texten in einer für das Volk verständlichen Sprache.

Die Zeitung wurde in ganz Deutschland bekannt, doch der finanzielle Erfolg blieb aus. So musste sie nach vier Jahren eingestellt werden. Dennoch publizierte Claudius weiterhin als „Der Wandsbecker Bothe“ – auch, weil er sich zunehmend als einen Boten des christlichen Glaubens verstand. „Er hatte eine Mission und sprach in die Herzen der Menschen hinein“, sagt Hölck.

Denken und Glauben, Frömmigkeit und Lebensfreude waren für Claudius keine Widersprüche, sondern gehörten zusammen. Er thematisierte Krieg und Frieden (und nahm sich dabei selbst nicht aus), übte Kritik am herrschenden Gesellschaftssystem. Bei allem aber ließ er sich, so Buchautor Georg Gremels, „von intellektuellen Zweifeln Jesus Christus als seine innerste Mitte nicht madig machen.“

Festgottesdienst zum Auftakt des Claudius-Jahrs
Zeit: 25. Januar 2015, 10.00 Uhr
Ort: Christus-Kirche Wandsbek Markt
Im Anschluss an den Gottesdienst wird auf dem Historischen Friedhof das neue Claudius-Denkmal eingeweiht.

Bücher zu Matthias Claudius
Helge Adolphsen, „Der Mond ist aufgegangen“. Matthias Claudius und sein Abendlied, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg, 2014

Georg Gremels, „Wie hast du’s mit der Religion Matthias?“. Claudius und die Gretchenfrage, Francke-Verlag, 2014

Michael Pommerening, „Matthias Claudius“. Asmus, Andres, Görgel und Wandsbecker Bote, Mühlenbek-Verlag, 2014

Die Modell-Skizze

Das Modell des neuen Denkmals - in Realität soll die Figur des Dichters in etwa lebensgroß sein