Merhaba Nikolaus!

Sein "Herr Winter" prägte das Bild des Nikolauses: Moritz von Schwind zeichnete ihn 1847

Nils Petersen ist Pastor an der Rathauspassage – und ein Nikolaus-Experte. Sein Wissen über den „Deutsch-Amerikaner mit türkischem Migrationshintergrund“ ist reichhaltig. Was weiß er, das wir noch nicht wussten?

Herr Petersen, der Nikolaus ist Amerikaner wegen Coca-Cola. Die geschichtliche Figur stammt aus Myra, dem heutigen Örtchen Demre in der Türkei - das zu seinem türkischen Migrationshintergrund.
Gelebt hat der Bischof von Myra im 4. Jahrhundert, auf dem Gebiet des damaligen römischen Reichs. Er ist legendär für viele Wohltaten und gilt als Heiliger der Schiffsleute. Im großen Stil verehrt wird der Heilige Nikolaus seit dem 6. Jahrhundert.

Und woher rühren seine deutschen Wurzeln?
Eine Erklärung geht so: 1847 taucht er als „Herr Winter“ in der populären humoristischen Wochenschrift „Fliegende Blätter“ auf, ausgestattet mit Rauschebart und Gabensack. Statt des Bischofshuts trägt er eine Mütze – eine Werbeikone war geboren.

Wie das?
Thomas Nast, ein deutscher Grafiker, der in die USA ausgewandert war, zeichnete den Nikolaus nach dem Vorbild der „Fliegende Blätter“ für einen Kalender der populären Zeitschrift „Harpers Weekly“. Das gefiel dem Werbezeichner Haddon Sundblom. Er malte ihn in den Farben von Coca Cola. Nach dem 2. Weltkrieg kam der Nikolaus, pardon der Weihnachtsmann, als Exportschlager nach Deutschland zurück.

Viele Menschen lehnen den Weihnachtsmann als zu kommerziell ab. Sie beharren darauf, dass das Christkind die Geschenke bringt.
Ja, das ist besonders in katholischen Gegenden verbreitet. Paradox: Denn eigentlich hat Martin Luther das Christkind gepuscht. Er wollte die Heiligenverehrung abschaffen. Doch gegen den beliebtesten Heiligen konnte er sich in evangelischen Kreisen nicht durchsetzen.

Warum brauchen wir den Nikolaus?
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die historische Figur pädagogisch eingesetzt. Nur die braven Kinder bekommen etwas am Nikolaustag, die anderen die Rute. Der Weihnachtsmann nach amerikanischem Vorbild bringt allerdings immer was.

Und wie ist das bei ihnen zu Hause?
Wir haben die weihnachtsmannfreie Zone ausgerufen. Und auch der Nikolaus kommt nicht. Unser Sohn weiß, dass wir es sind, die Süßes in seine Schuhe stecken. Trotzdem ist diese Nacht für ihn geheimnisvoll. Kinder glauben eben auch, was sie wollen.

Und was ist mit dem Zauber der Weihnacht?
Eltern beschwören heute so viele magische Figuren herauf: die Schnullerfee, die Zahn- oder Windelfee. Die Kinder wissen irgendwann, die  sind eine Erfindung. Die geben nicht wirklich Trost. Das ist bei Jesus anders. Darum erzähle ich auch immer so gerne vom Wunder im Stall von Bethlehem. Das bereitet der Nikolaus auf unserem Weg durch die Adventszeit vor.

Tafeln mit Geschichten vom Nikolaus

Die Hamburger Rathauspassage bittet am Donnerstag zur großen Mittagstafel mit Live-Musik und Geschichten vom Nikolaus.
Zeit: Donnerstag, 5. Dezember, 12 Uhr
Ort: Rathauspassage, in der Unterführung unter dem Bucerius Kunstforum