Nordkirche richtet Beratungsstelle für Missbrauchsopfer ein

Detail aus der Plakatkampagne für die Beratungsstelle

Lübeck-Travemünde - Die evangelische Nordkirche hat eine Beratungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt ins Leben gerufen. Die Unabhängige Ansprechstelle UNA des Vereins "Wendepunkt" habe ihre Arbeit in diesen Tagen aufgenommen, gab die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs am Freitag während der Synode in Lübeck-Travemünde bekannt. 

Die neue Beratungsstelle sei kirchenunabhängig und niedrigschwellig, sagte Fehrs. Hier werde den Opfern erst einmal zugehört, um sie aus der Sprachlosigkeit des Schocks herauskommen zu lassen. Später würden dann behutsam nächste Schritte erörtert. Wichtiges Ziel sei dabei, weitere Übergriffe zu verhindern. Erst danach müssten Fragen geklärt werden nach einer passenden Therapie oder den Konsequenzen für Täter und Leitungsgremien der Kirche.

"Wendepunkt" widmet sich seit 1991 dem Opferschutz und hat derzeit 34 Mitarbeitende. Die Beratung sei anonym und verpflichte nicht zur Anzeige, sagte Geschäftsführerin Ingrid Kohlschmitt. Die Ansprechstelle sei offen für Opfer von sexuellem Missbrauch, aber auch für Anfragen von Eltern und Freunden. Die Nordkirche unterstützt die Arbeit jährlich mit 25.000 Euro.  

Die Kirchenleitung hatte im Oktober einen Zehn-Punkte-Plan gegen sexuellen Missbrauch erarbeitet. Sie reagierte damit auf den 500 Seiten starken Abschlussbericht der Unabhängigen Kommission, der auch die Missbrauchsfälle in der Kirchengemeinde Ahrensburg aufgearbeitet hat.

Die Beratungsstelle ist telefonisch unter 0800/0220099 erreichbar.