Propst Bollmann Ostermontag-Proteste vor dem AKW Brunsbüttel

Bollmann wies den Vorwurf zurück, dass Atomkraftgegner künstlich Angst schüren würden. Vielmehr gehe es darum, "die greifbare Angst" an sich selbst und anderen überhaupt wahrzunehmen. Die Menschen in Japan würden derzeit nicht wissen, wie sie sich bei den zahlreichen Nachbeben verhalten sollen, schrieb ihm ein Freund aus Tokio: Vor die Tür gehen, damit ihnen das Dach nicht auf den Kopf falle? Oder doch lieber im Haus bleiben, damit sie nicht direkt vom atomaren Fallout getroffen werden?

 

"Das ist Angst, wie sie nur Menschen wirklich erleben können", sagte Bollmann. Doch mit dem "Geschenk des Lebens" solle man "so umgehen, dass wir es zum Lobe unseres Schöpfers einsetzen können". Im Jahr der Katastrophe von Fukushima und 25 Jahre nach dem GAU von Tschernobyl bedürfe es dieses "lebendigen Einsatzes", um die Atomkraftwerke endlich abschalten zu können. "Das sind wir unseren Vorfahren und Nachkommen schuldig."

 

Es gebe kaum noch jemanden, der ernsthaft die Verantwortung dafür übernehmen wolle, wenn erneut ein AKW außer Kontrolle gerate und das Leben und die Perspektive Zigtausender zerstöre. Auch die vielbeschworene deutsche Risikogesellschaft sei nicht länger bereit, mit dem Risiko AKW zu leben, sagte der Propst. Und genauso wenig wolle sie weiter mit der Bedrohung durch die Atomwaffen umgehen müssen.

 

Laut Bollmann sind es nur noch "die Ewiggestrigen", die an der "Restrisiko-Technologie" festhalten. Und mancher Politiker schrecke vor den angeblich hohen Kosten der Energiewende zurück. Doch die Kosten eines Fukushima oder Harrisburg in Europa habe noch niemand ermitteln wollen oder können. Aus Japan komme die Kunde, dass die Experten noch länger als ein halbes Jahr damit beschäftigt sein werden, die entfesselte Atomkraft einzufangen. "Welche finanziellen und sozialen Kosten werden am Ende die Menschen in Japan tragen müssen?", fragte der Propst.

 

epd / mk (www.kirche-hamburg.de)