Pflanzenkunde Palmwedel für den Sieger

Der Palmsonntag erzählt, wie Jesus mit den Jüngern unter dem Jubel der Menschen in Jerusalem einzieht. Warum bejubelten sie ihn mit Palmzweigen?

 

Volker Struß: In zwei Evangelien ist von „grünenden Zweigen“ die Rede. Die Menschen reißen sie von den Feldern. Nur Johannes spricht von Palmzweigen.

 

Warum?

 

In Jerusalem waren Palmen nicht so häufig. Die Stadt liegt auf einem Berg. Vor allem Dattelpalmen brauchen ein heißes Klima. Sonst tragen sie keine Früchte. Johannes hat den Einzug Jesu inszeniert.

 

Welche Rolle spielt die Palme dabei?

 

Sie hat eine starke symbolische Kraft. So gehört etwa zum Laubhüttenfest – quasi dem Erntedankfest im Judentum – ein Strauß mit vier Zweigen. Auch ein Palmwedel ist dabei, allerdings einer, der sich noch nicht entfaltet hat. Dadurch hat er die Form eines Schwertes. So steht die Palme für Durchbruch oder Sieg. Und genau diese Bedeutung wollte Johannes dem Einzug Jesu verleihen: Hier kommt der Sieger, der König.

 

Das erzählen sie auch den Menschen, die Sie im Sommer durch den Bibelgarten führen.

 

Ja, denn dann stehen unsere Palmen draußen. Im Winter holen wir sie ins Haus, in die Wärme. Die brauchen sie, sonst verkümmern sie.

 

Was wächst noch im Bibelgarten?

 

Gerade blühen die Himmelsschlüssel. Man kann auch den Strauch sehen, aus dem Soldaten die Dornenkrone Jesu geflochten haben. Unser Bibelgarten besteht seit 1979. Damals bildete er Landschaften Israels ab. Vor rund zehn Jahren haben wir das 500 Quadratmeter große Gelände umgestaltet. Er bezieht sich direkt auf die Bibel: Pflanzen wachsen dort, die in Gleichnissen vorkommen oder im Hohelied der Liebe.

 

Woher kommt ihre Leidenschaft für die biblischen Pflanzen?

 

Etwa 110 Pflanzen erwähnt die Bibel. Sie haben eine Geschichte, durch das Mittelalter hindurch bis heute. Ich entdecke immer wieder Neues - ein unendliches Feld!