120 Jahre Stiftung Hamburger Arbeiter-Kolonie Schäferhof – Beispiel gegen Ausgrenzung von Suchtkranken

Der Schäferhof bietet 52 Wohn- und mehr als 100 Arbeitsplätze für Suchtkranke und Wohnungslose. Die Menschen arbeiten hier in Werkstätten, in einem Reitsportzentrum und in der Landwirtschaft. Den Grundstein für den Schäferhof legte vor 120 Jahren die "Stiftung Hamburger Arbeiter-Kolonie" für Arbeits- und obdachlose Männer. Das Jubliläum der Stiftung wurde am Donnerstag gefeiert.

 

Zahl der Wohnungslosen steigt

Deutlicher wurde Gastrednerin Cornelia Coenen-Marx, Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): „Nach zehnjähriger rückläufiger Entwicklung steigt die Zahl der Wohnungslosen wieder an. Viele 100.000 Menschen in Deutschland sind von Wohnungslosigkeit bedroht. Dass viele Städte ihren Wohnungsbestand privatisiert haben, unterstützt diese Entwicklung.“ Zugleich blieben 15 Prozent aller Jugendlichen ohne Ausbildung, viele arbeiteten im Niedriglohnbereich. Es seien bundesweit inzwischen „Millionen von Ausgeschlossenen“.

 

Neue Konzepte der sozialen Teilhabe für alle Menschen seien gefragt: „Straßenzeitungsverkäufer wie Hinz & Kunzt in Hamburg sind solche neuen Gründerideen, auch Obdachlosenchöre, die mit hohem Niveau öffentlich auftreten. „Nur so wird die Eingliederung der Menschen in das Sozialgefüge und zugleich ihre Menschenwürde gewahrt“, sagte Coenen-Marx.

 

Die Stiftung Hamburger Arbeiter-Kolonie helfe im Schäferhof ebenfalls dort, wo Menschen langfristig Unterstützung bräuchten, so Coenen-Marx, die auch Leiterin des Referats Sozial- und Gesellschaftspolitik im Kirchenamt der EKD ist. „Der wirtschaftliche Mut im 19. Jahrhundert ist beeindruckend. Auch der Schäferhof in Appen wurde anfangs auf Kredit finanziert. Wir brauchen wieder diesen Gründermut. Um die fortschreitende gesellschaftliche Spaltung abzubauen.“ Der Schäferhof zeige, wie es geht.

 

Der Schäferhof bietet nach eigenen Angaben Hilfe und Unterstützung für Menschen mit sozialen Schwierigkeiten. Die Angebote richten sich vor allem an Wohnungslose, Langzeitarbeitslose und Suchtkranke.