Antisemitismus und Islamfeindlichkeit Schulprojekt fördert gegenseitige Akzeptanz

Symbole des Islams, Christentums und Judentums

Der antisemitische Angriff vor der Hamburger Synagoge hat es einmal mehr gezeigt: Judenfeindlichkeit gehört zur traurigen Realität in Deutschland. Diskriminierungen kennen auch Schülerinnen und Schüler. Verbale Angriffe und strukturelle Benachteiligung richten sich nicht nur gegen das Judentum, sondern auch gegen den Islam. Ein Projekt der evangelischen Kirche in Hamburg will dieser Entwicklung entgegenwirken und wirbt für mehr gegenseitige Akzeptanz. Vertreter beider Religionen kommen dabei mit Schulklassen ins Gespräch.

„Akzeptanz“ gliedert sich in zwei Unterrichtseinheiten. In den ersten 90 Minuten kommen jeweils ein Vertreter des Judentums und des Islams zusammen und stehen Rede und Antwort. Das Gespräch dreht sich um Religion, persönlich Biografisches und aktuelle gesellschaftliche Diskurse. Es kommen Fragen auf nach Freundschaft und Liebe über Religionsgrenzen hinweg, nach religiöser Neuorientierung und Austritten, aber auch nach Ausgrenzung und Angriffen. „Ganz automatisch ergibt sich dadurch eine emotionale Ebene, auf der sich gegen Vorurteile arbeiten lässt“, sagt Paul Steffen, Koordinator des Projekts. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist ein achtsamer Begegnungsraum mit Zeit für neugierige Fragen. So soll eine Atmosphäre von Akzeptanz entstehen.“

Vorurteile abbauen, Einzelfälle anschauen

Ein Mitglied des Projektteams begleitet die Diskussion und bereitet sie in der zweiten Unterrichtseinheit von 90 Minuten zusammen mit den Schülerinnen und Schülern nach. Probleme des Antisemitismus, der Islamfeindlichkeit und Diskriminierung kommen hier zur Sprache.  Gemeinsam überlegen die Beteiligten auch, wie „Spielregeln des Zusammenlebens“ aussehen könnten. Die Grundlage dieses zweiten Besuchs bilden Aussagen der Gäste und zusätzliche Fallbeispiele von Herabwürdigungen.

Projekt besteht seit knapp zwei Jahren

Als das Projekt Ende 2018 startete, sollte es erst einmal ausschließlich um Antisemitismus gehen. In den Projekttagen in den Schulen zeigte sich aber: Islamfeindlichkeit ist ein Thema, das die SchülerInnen ebenfalls belastet und beschäftigt. So kam es zu der Konzeption, die bis heute besteht.  Das zu befragende Tandem setzt sich immer aus anderen ReligionsvertreterInnen zusammen.

Das Projekt bringt auch die Koordinatoren immer wieder zu Nachdenken. „Erschreckend ist für viele von uns, wie präsent Antisemitismus und Islamfeindlichkeit sind“, sagt Steffen. Betroffene berichten von Beleidigungen auf Schulhöfen, aufgrund derer SchülerInnen ihre Religionszugehörigkeit am liebsten verschweigen. Auch strukturelle Diskriminierung wird wahrgenommen, etwa wenn Personen nach erfahrener Benachteiligung oder Beleidigung keine Hilfe oder Ansprechpartner finden.

Projekt an Stadtteilschulen und Gymnasien

Zielgruppe sind sechste Klassen und die Oberstufe. Sie sollten Vorkenntnisse zu den Religionen Islam, Judentum und Christentum sowie Grundkenntnisse über den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden Europas (Shoah) besitzen. Es fallen keine Kosten an. Das Projekt ist aus Spenden, Stiftungsgeldern und Mitteln der evangelischen Kirche in Hamburg finanziert. Seit Kurzem hat das Projekt eine neue Website mit Konzeptvorstellung sowie AnsprechpartnerInnen.