Propst: Flüchtlingshilfe gut biblisch Senat zu Sonderregeln für Libyen-Flüchtlinge

Kirchen seien Schutzräume, so Scholz. Das sei "eine gute Tradition, die wir achten". Ob weitere Kirchen ihre Türen für Flüchtlinge öffnen könnten, könne er nicht beurteilen. "Für mich ist der Respekt vor der Kirche als geweihtem Ort wichtig - mit Konsequenzen, die auch zu Ungereimtheiten führen können."

 

Ermessensspielräume ausschöpfen

Der Altonaer Propst Horst Gorski hat die Flüchtlingshilfe der Kirche als gut biblisch bezeichnet. "Es gibt Situationen im Leben, die durch geltende Gesetze nicht zu erfassen oder nicht gerecht zu beurteilen sind", schreibt er in der aktuellen Ausgabe der "Evangelischen Zeitung". Wer in eine solche Situation gerate, sei "dankbar und darauf angewiesen, Richter oder Politiker zu finden, die ihre Ermessensspielräume weitherzig ausschöpfen".

 

Kirche könne über ihre Mitwirkung im öffentlichen Leben auch dazu beitragen, dass Gesetze geändert und so gestaltet werden, dass sie von vornherein den Menschen besser gerecht werden. Dies seien aber langfristige Vorgänge, die selten zu schnellen Lösungen führen. "Hier und jetzt" gehe es aber um Hilfe und Vermittlung. Gorski: "Es wäre doch schön, wenn die Flüchtlinge merken: Sie sind wirklich im christlichen Abendland angekommen."

 

St Pauli-Pastor macht Kirche Mut zur Aufnahme von Flüchtlingen

Unterdessen hat St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm die über 1.000 Gemeinden der Nordkirche zur Aufnahme von Flüchtlingen ermutigt. Viele Gemeinden wollten Flüchtlingen helfen, sagte Wilm am Freitagmorgen in einer Andacht auf der in Lübeck-Travemünde tagenden Nordkirchen-Synode. Dabei müssten auch Ängste überwunden werden, zum Beispiel vor Problemen mit der Nachbarschaft.

 

Wilm verwies auf die biblischen Worte des Apostel Paulus: "Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit." Sie sollten Richtschnur sein im Umgang mir armen und geflüchteten Menschen. Der evangelische Theologe hatte Anfang Juni die Türen seiner St. Pauli-Kirche für rund 80 Libyen-Flüchtlinge geöffnet. Seitdem sind sie dort untergekommen und schlafen im Gotteshaus. Synodenpräses Andreas Tietze sprach Wilm und seiner Gemeinde unter langanhaltendem Beifall des Kirchenparlaments Respekt und Anerkennung aus.

 

Auf der Tagesordnung des höchsten evangelischen Kirchenparlaments für Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern steht unter anderem ein Wort der Synode zur Flüchtlingsaufnahme. Verabschiedet werden soll auch eine Erklärung zum 75. Jahrestages des Novemberpogroms 1938.