Interview mit Pastor Oliver Spies "Taufe auch mal groß und laut feiern"

Pastor Oliver Spies beim Elbtauffest 2019

Kirche-Hamburg: Ist das Ihre erste Elbtaufe?

Oliver Spies: Es ist meine erste Elbtaufe! Nicht meine erste Freiluft-Taufe zwar, aber in so einem großen Rahmen bin ich als Pastor doch das erste Mal dabei. Ich werde sechs Kinder aus fünf Familien taufen – da ist alles dabei zwischen einem Jahr und zwölf Jahren.

Was ist das für ein Gefühl, Menschen unter freiem Himmel hier in der Elbe zu taufen?

Es ist ganz toll! Es sind so erwartungsvolle Gesichter, so viel Freude. Die Füße sind nass, der Wind weht – es ist einfach toll zu sehen, wie wertvoll Menschen und Leben sind. Und das ist jetzt richtig spürbar, greifbar!

Warum haben sich Ihre Tauffamilien für eine Taufe am Elbstrand und nicht in der Kirche entschieden? Was meinen Sie?

Das Tauffest hat auch Menschen angesprochen, die aus irgendwelchen terminlichen oder auch familiären Gründen das Thema Taufe für sich noch nicht festmachen konnten. Sie haben plötzlich gesagt: ‚Das ist eine Gelegenheit, die möchte ich nutzen!’ Dieser Rahmen hat für viele Tauffamilien auch etwas Entlastendes. Sie wollen etwas Persönliches und Individuelles haben, aber vielleicht doch nicht nur im engen Familien- und Freundeskreis und so herausgestellt vorne in der eigenen Gemeinde.

Und weshalb wollten Sie als Kirchengemeinde St. Gertrud beim Elbtauffest dabei sein?

Für uns war erst einmal wichtig: Es gibt dieses kirchliche Angebot und bestimmt sind auch Menschen aus unserer Gemeinde neugierig darauf. Wir wollen dabei sein, weil wir den Kontakt zu den Menschen haben möchten. Für uns war klar, wenn sich Menschen aus unserem Gemeindegebiet melden, fahren wir mit ihnen dorthin – und profitieren auch selber davon, dass dort viel organisiert und gemacht wird.
Trotzdem ist es uns auch wichtig zu sagen: Ihr gehört zu dieser Kirche und in diese Gemeinde, wenn ihr sie euch aussucht! Aber dafür braucht es eben auch die Begegnung und das Gespräch. Und die Begleitung in der Taufe ist dann nochmal ein Türöffner, um den Menschen Mut zu machen, sich einzubringen und Zuhause zu fühlen.

Welche Bedeutung hat denn eine solche Großveranstaltung für Sie?

Natürlich gibt es immer so einen Beigeschmack bei Großveranstaltungen. Für manche ist das nur Event und Masse – und wenig individuell. Doch ich finde: Es gibt Menschen, die genau das für sich selbst suchen. Es ist ein Angebot, das deutlich macht, dass sich unsere Lebenswelten verändert haben und dass es auch hin und wieder einen großen Rahmen braucht.
Ich finde es aufregend und spannend, auch selber daran teilzunehmen. Wann sonst mache ich schon so eine Veranstaltung mit der Bischöfin und 90 Kolleginnen und Kollegen zusammen? Es ist auch eine Lernerfahrung zu sehen: Wir sind viele! Oft sprechen wir ja über Mitgliederschwund. Da finde ich so ein Erlebnis, für das sich viele interessieren, das viele Menschen mobilisiert und das wir dann auch mal groß und laut feiern – klein und fein feiern wir ja oft – sehr reizvoll.