Gastbeitrag Weihnachten, sicherheitstechnisch betrachtet


Für Gott sind tausend Jahre wie ein Tag. Hätte er mit der Geburt Jesu nicht noch zwei Tage warten können, bis es zertifizierte Geburtsstationen gab? Weihnachtliche Gedanken am Schreibtisch von Pastor Stephan Thieme aus Mümmelmannsberg

Vor kurzem musste ich meine Schreibtischlampe auflisten, weil sie in Zukunft regelmäßig „sicherheitstechnisch“ überprüft werden muss. Da wird dann eine „Fachfirma“ in mein Büro kommen und feststellen, ob die Birne – Entschuldigung, das „Leuchtmittel“ – kaputt ist.
Unsere Ordnungsmentalität trägt seltsame Blüten.

Das bringt mich auf den Gedanken die Geburt unseres Heilandes einmal unter Sicherheitsgesichtspunkten zu betrachten.

Meiner Meinung nach war es in dieser Hinsicht unverantwortlich, wie Gott sich hat hineingebären lassen in unsere Welt.

Als Gott hätte man doch Einiges vorher wissen können: Wieso sucht er sich ausgerechnet eine Maria als Mutter aus, die selbst noch fast ein Kind war? Oder warum geschah dies vor zweitausend Jahren, als es noch keine zertifizierten Geburtsstationen gab? Da hätte er doch noch ein wenig warten können, wo doch tausend Jahre vor ihm wie ein Tag sind, wie es in einem Psalm heißt?

Hinzu kommt, dass Maria und Josef zum Zeitpunkt der Geburt obdachlos waren. Kein sauberes Wasser weit und breit bei der Geburt! Keine Hebamme, kein Kinderarzt in der Nähe! Und dann dieses Säuglingsbett: Eine Krippe, voll mit Heu und Stroh und diversen Keimen und Bakterien! Unverantwortlich, was dieser Gott da seinem Sohn zugemutet hat! Was da nicht hätte alles passieren können! Das hätte keine Versicherung bezahlt, das kann ich Ihnen versichern.

Ich nehme zur Kenntnis, dass Gott sich anders entschieden hat.
Und ich bin froh darüber.

Gott vertraut seiner Schöpfung, zu der auch Krankheit, Gewalt und Tod gehören. Als Mensch läuft er vor dem Leid nicht davon, sondern trägt es.

Das heißt: Man muss sich und kann sich nicht gegen alles und jedes absichern. Auch nicht dagegen, schuldig zu werden. Versucht auch die Welt uns für alles und jedes haftbar zu machen, hat doch Gott unseren Schuldbrief getilgt. Diese Umgangsweise mit dem Schuldigwerden ist das menschlichere Konzept.

Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue, dich, freue, dich, o Christenheit!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein Frohes Weihnachtsfest.

Pastor Stephan Thieme, Hamburg-Mümmelmannsberg

Den Beitrag können Sie am Dienstag, 27. Dezember, um 9.45 auf NDR 90,3 in der Sendung „Kirchenleute heute“ nachhören. Stephan Thiemes Gedanken zu der Zeit zwischen den Jahren hören Sie dort zur gleichen Zeit am Donnerstag, den 29. Dezember.