Hamburger Flüchtlingsinitiativen "Wir brauchen mehr Unterstützung"

Gebündelte Kraft: Das Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen

Die Flüchtlingsinitiativen in Hamburg sprechen künftig mit einer starken Stimme: 94 von ihnen haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Was sind seine Ziele und wie ist die Stimmung bei den Engagierten? Ein Interview mit Johanna von Hammerstein vom Sprecherteam des Bündnisses

Was ist das Ziel des neu gegründeten Bündnisses?
Es geht nicht mehr allein um eine Willkommenskultur. Die Initiativen vor Ort sind ja seit langem mit dem Thema Integration beschäftigt. Ein Ziel des Bündnisses ist der Austausch darüber. Wie können Geflüchtete etwa berufliche Perspektiven entwickeln? Auch mit dem Thema Asyl und Bleiberecht wird sich eine Arbeitsgruppe beschäftigen. Wir möchten besser werden. Man muss nicht das Rad neu erfinden, wenn es in einem anderen Stadtteil schon gute Erfahrungen mit bestimmten Verfahren gibt.

Was sind Ihre Forderungen?
Ein wesentlicher Punkt ist, dass wir mit klarer Stimme gegenüber den Behörden und den Betreibern von Wohnunterkünften auftreten können. Hier gibt es unterschiedliche Standards und Regeln. Wir setzen uns für die Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle ein, an die sich Ehrenamtliche und Geflüchtete wenden können.

Die öffentliche Wahrnehmung von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit ist abgeebbt. Wie ist die Stimmung?
Viele Engagierte fühlen sich nicht genug oder in falscher Weise gesehen. Die Politik lobt zwar ihr Engagement, aber wir vermissen oft eine zielführende Unterstützung. Manche Behördenmitarbeiter sind guten Willens, aber gefangen in Strukturen und Gesetzen. Andere legen Ehrenamtlichen bewusst Steine in den Weg. Da wünschen wir uns mehr Zuspruch und Offenheit. Denn Flüchtlingshelfer verfügen über eine große Expertise: Aus der Flüchtlingsarbeit selbst, aber auch aus ihren Berufen. Dies wahrzunehmen und bei Entscheidungen einzubeziehen, wäre eine wirkliche Horizonterweiterung über den behördlichen Tellerrand hinaus.

Wie steht das Bündnis zum Dachverband der Bürgerinitiativen, der einen Volksentscheid gegen Großunterkünfte plant?
Wir haben dazu eine kritische Haltung. Aber es ist noch zu früh um eine Position einzunehmen. Wir wollen keinen Konflikt heraufbeschwören.

Erst im April hatte sich der Verein „Hamburg Integriert“ als Dachverband gegründet. Das verwirrt – wer vertritt jetzt wen?
Viele Initiativen fühlten sich von dieser Vereinsgründung überrumpelt. Das war für uns der Anlass, das Ganze noch einmal neu aufzustellen. Wir freuen uns, wenn „Hamburg Integriert“ Teil unseres Bündnisses wird.