Wo heute Luther drin ist

Durchblick mit Luther: Ein Fenster im Gemeindehaus der Kirche Groß-Flottbek

Hamburg - Der Countdown zum Reformationstag läuft: Am Freitag wird in Hamburg das Themenjahr „Bild und Bibel“ eingeläutet, auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017. Dann ist es ein halbes Jahrtausend her, dass Luther seine Thesen an den Türen der Wittenberger Schlosskirche veröffentlichte. Was hat das mit uns heute zu tun? Günter Wasserberg von der Arbeitsstelle Reformation im Norden nennt die sieben wichtigsten Punkte

Luthers Deutsch wirkt stil- und sprachbildend bis heute. Am bekanntesten ist seine Bibelübersetzung ins Deutsche. Er hatte die Gabe, sich lebensnah, volkstümlich und bildhaft auszudrücken. Er ersann Ausdrücke wie Feuertaufe, Bluthund und Lückenbüßer. Metaphern wie "Perlen vor die Säue werfen" und "die Zähne zusammenbeißen", gehen ebenso auf ihn zurück wie "im Dunkeln tappen" und "ein Herz und eine Seele". Am bekanntesten ist sein Ausdruck „dem Volk aufs Maul schauen“, der aus seinen „Tischreden“ stammt.

Luther beschrieb erstmals eine Idee für die Trennung von Staat und Kirche. Die Trennung selber war das noch nicht. Mit der Unterscheidung ihrer beider Aufgaben begann jedoch ein Weg, der bis zum heutigen demokratischen Rechtsstaat führte.

Er sah Bildung als elementares Grundrecht von Frauen wie Männern. Luther verdanken wir die Volksschulen als „Schulen für alle“. Seine Überzeugung: Bildung befähigt den Menschen, sich ein eigenes Urteil über den Glauben und das Leben zu bilden. Er und sein Zeitgenosse Bugenhagen in Hamburg forcierten die Gründung von Schulen.

Er entwickelte erste Ansätze für die Gleichberechtigung von Mann und Frau: Durch die Taufe sind alle Menschen Gottes Kinder und „eins in Christus“ (Galater 3,28).

Unser Berufsverständnis ist bis heute von Luther geprägt. Nicht nur die Geistlichen und Ordensleute, sondern jeder Christ hat eine Berufung - oder, wie er sich ausdrückt, einen Beruf. Damit sind weltliche Berufe den geistlichen gleichgestellt. Das bedeutet auch, dass jeder Beruf seine Würde hat. Heute reden wir häufig vom „Job“, sprich: von Arbeit zum Geldverdienen. Beruf ist demgegenüber etwas, wo ich meiner Berufung folge.

Die evangelische Kirche ist eine ‚Mach mit!’-Kirche. In ihr gelten demokratische Grundsätze. Alle getauften Mitglieder sind aufgerufen, das Gemeindeleben und den Glauben mit zu gestalten. Luther hat uns mitgegeben: Was wir glauben, finden wir in der Bibel. Aber wie wir unseren Glauben leben und verstehen, definiert jede Christin, jeder Christ für sich selbst – in Freiheit und Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen.

Luther vertrat die Idee von der Freiheit im Glauben. Jeder Christ ist seinem Gewissen verpflichtet. Andere können dir nicht vorschreiben, wie du zu denken hast. Das gilt bis heute!