Frieden und Kirche "Ziviler Ungehorsam ist nicht überholt"

Gerechter Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg

Brauchen wir eine neue Friedensbewegung? Pastorin Käthe Stäcker meint: „Ja!“. Sie leitet das Projekt „Neue Friedensethik“ im Kirchenkreis Hamburg-Ost. Wie die aussehen könnte, schildert sie im Gespräch mit kirche-hamburg.de

Frau Stäcker, Deutschland engagiert sich wieder militärisch, zum Beispiel in Syrien. Brauchen wir eine neue Friedensbewegung?
Das Thema Frieden gehört wieder auf die Tagesordnung – so wie es in den 1980er und 1990er Jahren war. Auch in der Kirche. Diese muss sich angesichts zunehmender Militarisierung stärker positionieren – dazu soll auch der „Fachtag Frieden“ beitragen, zu dem wir am Freitag rund 80 Engagierte und Experten erwarten.

Was heißt das für uns in Hamburg?
Deutschland ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur. Täglich verlassen durchschnittlich drei Container mit Munition den Hamburger Hafen. Dagegen wendet sich das vom ehemaligen St.-Petri-Hauptpastor Christoph Störmer gegründete „Bündnis gegen Waffenexporte“. Dieses sollten wir als Kirche in Hamburg stärker unterstützen.

Die Protestmittel der 80er wie Mahnwachen oder Sitzblockaden – sind sie noch zeitgemäß?
Warum nicht? In Hamburg haben rund 100 Rüstungsfirmen ihren Sitz. Das wissen viele Bürger nicht. Mahnwachen oder Blockaden können die Aufmerksamkeit darauf lenken.

Vor 30 Jahren herrschte der Kalte Krieg, die Welt war in zwei Lager gespalten. Heute besteht die Angst vor Terror, die Ursachen für Konflikte sind komplex.
Das stimmt. Daher ist das Konzept vom „gerechten Frieden“ so wichtig, wie ihn der Ökumenische Rat der Kirchen beschlossen hat. In ihm sind weltweit 345 christliche Kirchen zusammengeschlossen. Er beschreibt vier Voraussetzungen: gerechte Handelsbedingungen zwischen Nord und Süd, der Kampf gegen den Klimawandel, das Miteinander zwischen Völkern und Ethnien und die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Die Devise lautet: ,Wer den Frieden will muss den Frieden vorbereiten’.

Wie soll das konkret aussehen?
Auf manchen Gebieten gelingt das schon sehr gut: Etwa in der Bildungsarbeit oder in unserem Engagement für den Klimaschutz – so sind beispielsweise alle Kirchenkreisgebäude ökozertifiziert. Zugleich setze ich mich dafür ein, auch politisch wieder sichtbarer zu werden, etwa durch Kampagnen. Ziviler Ungehorsam wie in den 1980er Jahren ist nicht überholt.