Buchautor und mystischer Querdenker Benediktinerpater und Zen-Meister Willigis Jäger wurde 85 Jahre alt

Als Buchautor ist der ungehorsame Benediktinermönch einer großen Leserschaft konfessionsübergreifend bekannt. Er wird von evangelischen Gemeinden ebenso wie von kirchlichen Meditations-Gruppen als Referent eingeladen, auch nach Hamburg. In den vergangenen Jahrzehnten war er unermüdlich unterwegs. Noch immer reist der 85-Jährige zu Gastvorträgen.

 

Jäger übt sich seit mehr als 50 Jahren in Zen-Meditation. Sechs Jahre lang lebte er in Japan und ist Schüler des Zen-Meisters Yamada Ko-un Rōshi. Gelebte Ökumene auch zu anderen Religionen ist ihm dabei auch ein Anliegen.

 

Lehre und Bilder ins heutige Zeit übertragen

Willigis Jäger versucht die christliche Lehre und ihre Bilder in die heutige Zeit zu übertragen. Östliche Meditationstechniken helfen dabei in der Konzentration. „Es gibt eine Wirklichkeit“, sagt Jäger, „die viel mehr ist, als wir sehen, hören und intellektuell begreifen können.“


Aber er eckt auch an mit Sätzen wie: „Gott will nicht verehrt werden, er will erkannt und gelebt werden, hier und jetzt.“ Oder der Mensch brauche im Glauben keine Imperative mehr wie „Du sollst!“. Gott sei „der Prozess, der sich in uns und durch uns vollzieht“. Solche Aussagen müssen erläutert werden. In der Kontemplation und Meditation können nach Ansicht von Jäger diese Wahrheiten erfahren und in den Alltag übertragen werden.

 

Schule der Kontemplation gegründet

Im Jahr 2003 verließ Jäger auf Druck von Rom hin sein Kloster Münsterschwarzach und siedelte in den neuen Benediktushof über, in Holzkirchen/Unterfranken. Ein Meditationszentrum dessen geistliche Leitung er übernahm. Schon in den 90er Jahren rief der Benediktinermönch die "Würzburger Schule der Kontemplation" ins Leben – autorisierte Lehrer geben die Technik weiter.

 

Jäger ist Mystiker und so geht es ihm immer auch um das vielzitierte Loslassen, „um etwas Größeres zu erfahren“, sagt er, indem man einen „Transformationsprozess“ durchlebt. Warum der Mensch das üben solle? Jäger erklärt es ganz einfach: „Weil wir auch nicht gut Klavier spielen können allein aus unserem Willen heraus, sondern weil wir lange geübt haben.“

 

Mechthild Klein (www.kirche-hamburg.de)