Karfreitagspredigten in Hamburg und Lübeck Bischöfin Jepsen verurteilt religiös motivierte Gewalt

„Es ist erschreckend, wie sich Menschen anmaßen, aus religiösen Beweggründen heraus das Leben anderer zu bedrohen und zu zerstören.“ Als Beispiele nannte sie die Auseinandersetzungen um die Mohammed-Karikaturen sowie die Zerstörungen christlicher Kirchen in Asien und Afrika. „So werden weltweit vor allem Christen bedroht und verfolgt, ermordet, so viele wie noch nie.“

 

Häufig schlage Minderheitskirchen vor allem deswegen Hass entgegen, weil sie als Vorboten Europas oder der USA gesehen würden, sagte Bischöfin Jepsen: „Es besteht in manchen stark islamisch geprägten Ländern gleichsam ein Generalverdacht gegen die Loyalität der Christen. Böses wird ihnen unterstellt. So ganz fremd ist uns das leider nicht, in umgekehrter Weise.“ Dennoch seien Christen stets dazu aufgerufen, Böses nicht mit Bösem zu vergelten. Die Bischöfin erinnerte daran, dass auch Jesus selbst durch sein Auftreten die Mächtigen verunsichert und Misstrauen erregt habe – bis hin zum Tod am Kreuz.


Dennoch sei der Tod Jesu nicht nur die Hinrichtung eines Wanderpredigers und „heilig scheinenden Gerechtigkeitsmenschen“ aus Galiläa gewesen. „Gott war bereit, seinen Sohn sterben zu lassen, damit wir durch seinen Tod befreit werden von all dem, was uns belastet und was uns von ihm fernhalten will. Jesu Tod hat in Gottes Heilsplan Bedeutung, uns zugute, dass wir durch ihn geheilt werden.“ Er nehme Schmach, Hohn und Spott an. „Jesus war bereit, ganz für uns da zu sein, uns zu erlösen. Er nahm den Kelch, den bitteren, weil damit die Versöhnung Gottes mit uns Menschen besiegelt wurde. Wie ein Sühnopfer starb er, so sagt es eine theologische Tradition. Sein Tod zeigt uns, dass Gott sich nicht aus Leid und Schmerz zurückzieht.“


Am Vormittag hatte die Bischöfin am Ökumenischen Kreuzweg in Lübeck teilgenommen, zu dem auch Erzbischof Werner Thissen und der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm erwartet wurden. In einer kleinen Ansprache erinnerte die Bischöfin an die Bergpredigt: „Da stehen die klaren Aufrufe zur Nächstenliebe, zur Fremdenliebe, zur Feindesliebe und zur Gottesliebe.“ Gerade Schwachen und Kindern müsse mehr Liebe und Achtung entgegengebracht werden. Der Lübecker Kreuzweg, der von der Jakobikirche in der Altstadt bis hinaus zum Jerusalemberg führt, gilt als einer der ältesten Kreuzwege Deutschlands und wurde schon im 15. Jahrhundert begründet.

 

tk/pe (www.kirche.hamburg.de)