Sie wehrten den Anfängen! Das Pinneberger "Bündnis" setzte mit 15 mal mehr Demonstranten ein Zeichen für Mitmenschlichkeit.

(Pinneberg/HK) Eine bunte, fröhliche "Gegendemonstration" zeigte dem Aufmarsch der Neonazis, dass sie in Pinneberg nichts zu suchen haben. Die jüdische Gemeinde Pinneberg hatte es zusammen mit dem Pinneberger Bündnis „Ohne uns“ gegen Nationalsozialismus in Pinneberg und anderswo” . geschafft, Menschen zu mobilisieren die "NEIN" sagen zu Hass und Menschenverachtung. Mehr als 50 Organisationen, Initiativen, Gewerkschaftsguppen, Vertreter der Kirchen, der Jüdischen Gemeinde und der Musilimischen Gemeinschaft Pinneberg, der Parteien waren gekommen. Das breite Bündnis aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gegen rechtsgerichtetes Gedankengut hat an diesem 6. Juni 2009 hervorragend funktionniert.

 

Vor der Demo hatten sich viele Menschen zu einer Andacht in der Christuskirche getroffen. Pastor Jörg Pegelow leitete die Andacht: “Wir beten gemeinsam dafür, dass dieser heutige Tag zu einem Zeichen des Friedens wird. Wir beten dafür, dass Polizisten und Demonstranten nach den kommenden vier Stunden unbeschadet nach Hause gehen können.” So sollte es auch kommen. Ordnungsamt und Polizei hatten die Demonstrationen unter Kontrolle.Von einigen Ausschreitungen am Rande durch autonome Gruppen verliefen beide Demonstrationen friedlich. Die Polizei nahm 30 Autonome fest.

 

Wolfgang Seibert, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pinneberg und Initiator der Demonstration, erklärte ihr Ziel: „Die braunen Verbrecher haben sich verrechnet. Sie wollten heute einen Tag der Deutschen Zukunft in Pinneberg feiern. Ihre Zukunft liegt in der Vergangenheit. Die kennen wir. Doch die Juden schweigen nicht mehr. Sie stehen auf gegen den braunen Mob, gemeinsam mit anderen Gruppen unserer Gesellschaft.“

 

Propst Thomas Drope vom Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein war beeindruckt von der Zahl derer, die sich versammelt hatten. „Wir wollen gemeinsam Gesicht zeigen gegen eine schleichend daherkommende braune Ideologie, die die Schuld gegen gesellschaftliche Mißstände immer bei anderen sieht: bei den Schwachen, Fremden, Ausländern. Gott hat uns aber einen offenen Geist gegeben, nicht den Geist der Furcht,“ sagte der Propst, und weiter: „Aus der Geschichte wissen wir: Die Schuld bei anderen zu suchen erzeugt Angst und Chaos. Dem werden wir entgegentreten. Wo wir gemeinsam widersprechen, werden Neonazis dies merken.”

 

Der Aufmarsch der „braunen Horde“, die gerade mal aus 200 Teilnehmern bestand, wurde durch eine dreifache Anzahl von Polizeibeamten geschützt und endet endlich gegen 15 Uhr am Bahnhof Thesdorf. Von dort starteten die ewig Gestrigen nach Itzehoe um an einer NPD-Kundgebung teilzunehmen.