Diakonie gegen Verbot von Prostitution

Elena Timofticiuc (li.) und Angela Bähr setzen sich für mehr Aufklärung über Prostitution ein

Hamburg – Das Diakonische Werk Hamburg hat sich gegen ein Verbot der Prostitution ausgesprochen. Zugleich legte die Diakonie einen 5-Punkte-Plan vor, der unter dem Motto "Helfen statt verbieten" Maßnahmen beschreibt, die ab 2015 in Hamburg und bundesweit ergriffen werden sollten.

Allein in St. Georg wird der Anteil rumänischer und bulgarischer Prostituierter auf über 50 Prozent geschätzt. Die wirtschaftliche Not und fehlende Perspektiven in Osteuropa führten dazu, dass immer mehr Frauen auch in Hamburg ihren notwendigen Lebensunterhalt in der Prostitution suchten, sagte Angela Bähr, Fachbereichsleiterin der Diakonie für Migrations- und Frauensozialarbeit. Ein Verbot der Prostitution schade den Frauen eher, als das es ihnen nütze: „Die Nachfrage wird bleiben.“

"Enorme gesundheitliche Probleme"

Viel eher müssten die Beratungsangebote ausgebaut und finanziell von der Stadt abgesichert werden. So hätten viele Prostituierte enorme gesundheitliche Probleme, aber keine Krankenversicherung und damit keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung, sagte Bähr. Das erwirtschaftete Geld reiche gerade aus, um etwas nach Hause zu schicken und die eigene Existenz in Hamburg notdürftig zu sichern.

Elena Timofticiuc von der Hilfsorganisation AidRom schilderte, wie Frauen in ihrem Heimatland rekrutiert werden. So würden sie etwa von Agenturen durch Arbeitsverträge mit unrealistischen Zahlen zum Einkommen und geschönten Angaben zur Tätigkeit gelockt. Weil sie die häufig auf Deutsch abgefassten Verträge unterschrieben, sei eine strafrechtliche Verfolgung schwierig. Daher sei die Aufklärungsarbeit im eigenen Land ein wichtiger Baustein.

Meldepflicht stigmatisiert

In ihrem 5-Punkte-Plan fordert die Diakonie neben dem Ausbau der Beratungsarbeit, dauerhaft einen Runden Tisch zur Prostitution in Hamburg einzurichten. Auch müsse der Opferschutz für Betroffene von Menschenhandel "engagiert" weiterbetrieben werden. Bundesweit müsse es ein "Prostitutionsschutzgesetz" geben, das zwar die Prostitution reguliere, aber die Prostituierten nicht durch Meldepflicht stigmatisiere.

Für Hamburg spricht die Polizei von 2.500 Prostituierten, davon 1500 aus Osteuropa. Beratungsstellen befürchten eine erhebliche Dunkelziffer. Deutschlandweit bewegten sich seriöse Hochrechnungen aus dem Jahr 2001 noch in einer Spannbreite von 64.000 bis etwa 200.000 Prostituierte. Seitdem habe sich die Szene allerdings durch die EU-Osterweiterung stark verändert, heißt es in einem Hintergrundpapier der Diakonie.