Kostenloser Nahverkehr Diakonie und BUND fordern Gratis-Tickets für den HVV

Ein Gratis-HVV würde den motorisierten Individualverkehr reduzieren, die allgemeine Mobilität erhöhen und auch sozial Benachteiligten mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, sagte Völker weiter. Gestützt wird diese These von einer Studie des "Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie.

 

Unfall- und Umweltkosten des Autoverkehrs

Finanziert werden könnte ein kostenloser Nahverkehr der Studie zufolge entweder durch eine jährliche Pro-Kopf-Pauschale aller sozialversichert Beschäftigten oder durch den öffentlichen Haushalt. Die Studie bezieht sich dabei auf Berechnungen des Umweltbundesamtes, wonach der Autoverkehr in Deutschland "externe Kosten" in Höhe von jährlich 53 Milliarden Euro verursacht, die von der Allgemeinheit aufgebracht werden müssten. Dazu zählten Unfall- und Umweltkosten für die Eindämmung oder Beseitigung von Lärm und Luftverschmutzung. Auf Hamburg umgerechnet bedeute dies, dass jeder Einwohner schon jetzt 629 Euro im Jahr für die Folgen des Autoverkehrs bezahlt.

 

Stimmen der Politiker:

Die meisten der anwesenden Politiker standen dieser Rechnung und dem Projekt skeptisch gegenüber. "Gar nichts" von der Idee hält Wieland Schinnenburg von der FDP. Für Klaus-Peter Hesse (CDU) wäre ein Gratis-HVV "völlig unsozial und ungerecht gegenüber den Autofahrern". Martina Koeppen von der SPD nannte den Vorschlag "charmant, aber nicht bezahlbar", Till Steffen (Grüne) fand ihn "gut, aber schwierig umzusetzen". Einzig Heike Sudmann von den Linken sprach sich für einen Gratis-HVV aus. Es bedürfe nur einer schmalen Erhöhung der Vermögenssteuer, dann ließe sich alles finanzieren, sagte sie. Es gelte, Visionen zu entwickeln, um die schädlichen Folgen des Autoverkehrs zu bekämpfen".

 

Dirk Bestmann, Leiter der Vertriebs- und Verkehrswirtschaft im HVV-Mitgliedsunternehmen Hochbahn, bezeichnete das Gratis-Ticket als "nicht nötig". In den vergangenen Jahren habe der HVV 37 Prozent mehr Fahrgäste gewonnen. Er bezweifle, dass sich fehlende Fahrgasteinnahmen von rund 650 Millionen Euro jährlich durch andere Maßnahmen ausgleichen ließen.

 

Hamburg ohne Sozialticket

Die bloße Frage nach den Kosten habe schon manche Diskussion verstummen lassen, sagte Diakonie-Experte Völker. "Doch wir wollen nicht verstummen, sondern diskutieren." Darum werde die Forderung nach dem Gratis-HVV "auf der politischen Agenda bleiben". In Hamburg gebe es nicht einmal mehr ein Sozialticket, sondern nur einen Rabatt von 18 Euro monatlich.